Betten sind da, Pfleger fehlen
Die Pflegevertretung probt den Aufstand: Gefordert werden bessere Gehälter, Aufstiegsmöglichkeiten und eine Imagekorrektur.
Von Anita Heubacher
Innsbruck –Soziallandesrat Gerhard Reheis (SP) hatte gemeint, im Pflegebereich werde nicht schlecht bezahlt. Damit hat er den Nerv der Pflegevertretung getroffen. „Das grenzt an Verhöhnung“, meint Thomas Strickner, der Landesvorsitzende des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes (ÖGKV). Bessere Gehälter würden mehr Interesse am Pflegeberuf wecken, meint Strickner. „Das würde für eine Entlastung der Personals sorgen, weil es mehr Pflegekräfte geben würde.“
In Spitälern sollten Pfleger beim Verteilen der Privatgelder mitgedacht werden. Schließlich würden Sonderklassepatienten offiziell nur für die Hotelkomponente mehr bezahlen. Grundsätzlich brauche es aber neben einer besseren Entlohnung auch Aufstiegsmöglichkeiten in der Pflege. Strickner kann sich „eine Spezialisierung der Pfleger mit weitreichenden Kompetenzen“ vorstellen. „Es geht darum, neue Berufsfelder zu schaffen.“ Das würde auch das Image der Pflege aufpolieren, glaubt er. Zuletzt sei eine österreichweit angedachte Imagekampagne gescheitert. „Die Länder wollten nicht zahlen“, erklärt der ÖGKV-Vorsitzende. Es sei zwar gut, wenn das Land die Zahl der Ausbildungsplätze erhöhe, „es fehlen aber die Bewerber“. Derzeit sei es so, dass zwar Pflegebetten, nicht aber ausreichend qualifizierte Pfleger vorhanden seien, kritisiert Strickner.
Einen breit angelegten Pflegedialog wünscht man sich bei der Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK). Es sei zu wenig, einen Bettenplan zu erstellen. In der Ausbildung müsse stärker berücksichtigt werden, dass die Pfleger in Heimen und Spitälern tätig werden könnten, meint TGKK-Direktor Arno Melitopulos. Der Kassenchef würde am Geldhahn drehen. Es brauche finanzielle Anreize für Pfleger, aufs Land oder in Altenheime zu gehen.
Eine spürbare Entlastung des Pflegepersonals fordert AK-Chef Erwin Zangerl. „Es reicht nicht, immer mehr Leute zu schulen und dann zu überfordern.“ Leider habe die Landespolitik verabsäumt, ernsthaft im Bereich des Personals tätig zu werden. Teilweise kämen im Nachtdienst auf eine Pflegerin 60 Pflegebedürftige, kritisiert Zangerl. „Positiv hervorzuheben ist, dass rechtzeitig in die Infrastruktur investiert wurde.“
Engpässe beim Personal orten auch die Grünen. „Es braucht mehr Zeit für diejenigen, die gepflegt werden und jene, die pflegen“, meint die grüne Klubobfrau Christine Baur. Sie schlägt eine bessere Vernetzung zwischen stationärem und mobilem Bereich vor. Die FPÖ fordert mehr dezentrale Lösungen. „Die Pflege zu Hause muss stärker gestützt werden“, meint FP-Chef Gerald Hauser.