Natur

Hilfe von der „coolen Tante“

Um Jugendliche bei ihren kleinen und großen Problemen mit dem Erwachsenwerden zu unterstützen, ist Streetworkerin Martina Steiner viel unterwegs.

Von Stefan Bradl

Innsbruck –Was der Name vermuten lässt, bestätigt sich im Gespräch: Mobile Jugendarbeit findet viel im öffentlichen Raum statt. „Wir suchen die Jugendlichen dort auf, wo sie sich treffen: auf Plätzen und in Parks, in ihren Cafés, beim Skateplatz oder Bushäuschen“, schildert Martina Steiner, Leiterin von JAM, der mobilen Jugendarbeit der Gemeinden Absam, Hall, Mils und Rum. „Das heißt jedoch nicht, dass wir uns den Teenagern aufdrängen, schließlich suchen diese ja gerade einen Raum, wo sie unter sich sein können.“ Wer aber das offene Ohr eines neutralen Erwachsenen brauche, für eine Information, ein Anliegen, ein Problem, der wisse, wo er dieses Ohr mitsamt dem Verstand und Verständnis dahinter ganz unkompliziert antreffen könne. „Und meist sind wir sehr willkommen!“

Eine der großen Fragen, um die diese Kontakte regelmäßig kreisen, ist die Suche der Jugendlichen nach ihrem persönlichen Platz in der Gesellschaft. „Ausbildung und Einstieg in die Arbeitswelt sind sehr präsente Themen. Vor allem, wenn nicht alle Schulnoten perfekt sind, sammelt sich nach dutzenden Absagen rasch das Gefühl an, ohnehin keine Chance zu haben.“ Mit Tipps und Jobcoaching, mit ihrer Vernetzung zu AMS und Landeseinrichtungen, oft einfach nur durch Zuhören versuchen die mobilen Jugendarbeiter in solchen Situationen zu erreichen, dass sich dieser Frust nicht festsetzt. Und auch bei den anderen Pubertätsklassikern – Konflikte mit den Eltern, erste Beziehungserfahrungen – stehen sie den Teens als Anlaufstelle zur Verfügung.

Der Status als Vertrauensperson, als „großer Bruder oder coole Tante“, stellt das Streetworkteam aber auch vor Schwierigkeiten. „Eine der Herausforderungen des Berufs ist sicher, dass man die Grenzen wahrt“, stellt Steiner fest. „Natürlich will ich eine gute Beziehung zu den Jugendlichen, will ihr Vertrauen nicht verlieren. Gleichzeitig bin ich eben nicht die beste Freundin, sondern die professionelle Sozialarbeiterin, die wie alle den Gesetzen verpflichtet ist.“ Mit offener Kommunikation den Jugendlichen gegenüber könne man diesem Zwiespalt vorbeugen, „zudem ist in Krisen eine gemeinsame Vorgehensweise ohnehin besser. Was durchaus auch die Begleitung zur Polizei bedeuten kann.“

Als Begleiterin sieht sich Martina Steiner auch in einem anderen Bereich: „Wir unterstützen die Jugendlichen als Gruppe, Platz in ihren Gemeinden zu finden.“ Das beginne bei der Bedarfserhebung, gehe über die Schlichtung bei Anrainerkonflikten und beinhalte die Umsetzung von Projekten wie kürzlich die Gestaltung einer Bushaltestelle in Absam. „Mobile Jugendarbeit ist ein Sprachrohr Richtung Gemeindepolitik, damit man dort hört, was Jugendliche brauchen und wünschen.“