Neueste Tarifreform der ÖBB stimmt Studenten sauer
Statt mit der Bahn zu fahren, spielen Studenten mit dem Gedanken Fahrgemeinschaften zu bilden. Auch das Interesse an Mietautos steigt.
Innsbruck – Das Minimax-Ticket - das Gruppenticket für Vorteilscard-Besitzer der ÖBB - ist seit Anfang Juli Geschichte. Durch die neueste Tarifreform des Bahnunternehmens erhalten Fahrgäste keine Doppelermäßigungen mehr.
„Das Minimax-Ticket war nicht mehr zeitgemäß und nicht mehr wirtschaftlich“, erklärte Rene Zumtobel, ÖBB-Pressesprecher für Tirol, Vorarlberg und Salzburg. Personen hatten sich in der Vergangenheit über soziale Netzwerke zu Gruppen zusammengeschlossen und sich für Fahrten verabredet. Doch für solche Zwecke sei das Angebot nicht vorgesehen gewesen: „Es waren Ausflugstickets für gelegentliche Fahrten“, so Zumtobel.
Die Abschaffung des Minimax-Tickets löste heftige Diskussionen im Internet aus. Vor allem Studenten stößt die Tarifreform sauer auf. „Die ÖBB wollen uns nur abzocken, weil sie gemerkt haben wieviele sich wirklich zusammenschließen und das Gruppenticket genutzt haben“, schreibt Viktoria A und steht damit nicht allein da. Daniela F. ergänzt: „Sie wissen ganz genau, dass sie das Geld nicht von Normalpreisfahrern holen können. Also holen sie das Geld von den Leuten, die gar nicht anders können, als mit ihnen zu reisen - gerade wir Studenten sind auf die Bahn angewiesen. Jetzt streichen sie uns das Gruppenticket und wollen damit bewirken, dass wir alle die Österreich-Card kaufen.“
Mit dem Auto billiger zum Ausbildungsort reisen?
Zahlreiche Studenten freunden sich bereits mit dem Gedanken an, sich von den Schienen zu entfernen und Fahrgemeinschaften zu bilden. „Wir könnten eine freiwillige Gruppe organisieren, die Studenten mit privaten Kleinbussen von Bundesland zu Bundesland chauffiert und könnten so auch die 20 Euro Gebühr für das Gruppenticket aufbringen ... das wäre ja sensationell,“ schreibt Daniela F. in eine Facebook-Gruppe. Autovermietungen könnten ab Herbst einen Ansturm von enttäuschten Studenten erleben, in den Foren wird nämlich schon fleißig gerechnet: Die Kosten für ein günstiges Mietauto betragen durchschnittlich 100 Euro. Das billigste Angebot einer Autovermietung (Sitz in Niederösterreich) - von Innsbruck nach Wien, von Freitag Mittag bis Samstag 9 Uhr - liegt bei 65,90 Euro, bei fünf Personen müsste jeder 13,18 Euro aufbringen.
Der ÖBB-Pressesprecher kann die Aufregung und die Diskussionen verstehen. „Uns war es wichtig, neue attraktive Angebote zu schaffen und das ist uns, so glaube ich, auch gelungen. So wurde der Preis für die Österreich-Card gesenkt, es gibt die SparSchiene und das Einfach-Raus-Ticket“, betont Zumtobel. Das Unternehmen müsse zudem wirtschaftlich denken, die ÖBB verzeichnete aufgrund der Doppelrabatte jährlich einen Verlust von 2 Millionen Euro. (sami)