Gute Aussichten für Architekten
Ein 360-Grad-Panorama, eigenes Know-how, befreundete Handwerker – perfekte Voraussetzungen für einen professionellen Häuslbauer in Mieming.
Von Vanessa Grill
Mieming –Als vor mehr als zehn Jahren ein Grundstück in Mieming neben seinem Elternhaus zum Verkauf stand, nutzte Architekt Christoph Zelger die Gelegenheit und schlug zu. Zu schön war der Bauplatz, um sich die Chance entgehen zu lassen. Einige Jahre später entstand dann das Wohlfühl-Haus, das er mit seiner Frau Irene und den beiden Töchtern Paula und Katharina am Wochenende und in den Ferien bewohnt. „Wir dachten uns zuerst, dass die Kinder gar nicht mit uns nach Mieming kommen wollen, da sie all ihre Freunde in Innsbruck haben. Doch die Kinder fühlen sich wahnsinnig wohl. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein Pferdestall, in dem sich die Mädchen natürlich häufig aufhalten“, erzählt der Architekt.
Allerdings sei das Budget begrenzt gewesen. „Wir wollten unseren Lebensstil durch ein Haus nicht verändern. Da halfen natürlich die Beziehungen zu Handwerkern.“ Noch dazu wurde die Planung natürlich im eigenen Büro Stöger + Zelger durchgeführt. „Ausschlaggebend für die Planung waren die Sichtbeziehungen“, erklärt der Architekt. In alle Himmelsrichtungen hat man einen fantastischen Ausblick. Im Osten sieht man bis zum Hechenberg, nach Westen zum Holzleitensattel. Süden und Norden sind geprägt von der Mieminger Kette.
Damit man aber auch den Eltern mit dem neuen Haus nicht die Aussicht verbaut, wurde das Haus mittig in das 800 Quadratmeter große Grundstück gesetzt. Der Baukörper wurde bewusst in zwei Teile getrennt. Auf dem massiven, gemauerten, L-förmigen Erdgeschoß sitzt eine fast quadratische Holzkiste. Diese Konstruktion verleiht dem Baukörper Leichtigkeit. Dadurch ergibt sich auf Gartenniveau eine zur Hälfte überdachte Terrasse im Südwesten.
Der olivgrüne Putz der Außenfläche im Erdgeschoß passt sich nicht nur an das Gras, die Bäume und die Sträucher im Garten an, sondern passt auch gut zu den mittlerweile verwitterten Lärchenholzschindeln, mit denen die Fassade im Obergeschoß verkleidet ist. Im Süden befindet sich ein Carport aus Sichtbeton, der sich wie ein Bügel vor das Haus legt. Sichtbeton wurde ebenfalls für eine Mauer verwendet, die den Eingangsbereich vom Garten abschottet und sich von außen bis in den Garderobenbereich zieht. Letzterer wird durch eine Schiebetüre zum Windfang. „So kommt im Winter keine kalte Luft in den Wohnbereich“, so Zelger.
Das Erdgeschoß besteht aus einem großen offenen Raum, der Wohnen, Küche und Essen vereint. Raumhohe Verglasung nach Osten gibt Blicke auf die Bergwelt frei, ein Sichtband nach Norden sorgt für Licht. Geschlossen präsentiert sich der Wohnraum hingegen nach Westen, dahinter befindet sich nämlich die Garage der Eltern. Ein paar Stufen und ein Ofen trennen den Ess- vom Wohnbereich, der als einziger Raum über eine Holzdecke verfügt, weil dies laut Bauherren einfach gemütlicher sei.
Durch die großzügigen Glasflächen ist das Erdgeschoß auch im Winter wohltemperiert. Eine Fußbodenheizung und der Ofen können aber zusätzlich zum Einsatz kommen, um in der kalten Jahreszeit nicht zu frieren. Vordach gibt es keines. Im Sommer schützen außen angebrachte Jalousien vor Überhitzung. Im Obergeschoß sind das Bad, das Schlafzimmer und die Kinderzimmer untergebracht. „Die Räume sind wie ein Windrad ausgerichtet. Jedes Zimmer schaut in eine andere Himmelsrichtung“, beschreibt Zelger das Konzept, in dem auch Gänge und Vorräume vermieden wurden. „Es gibt kaum Verkehrsflächen – nur der Bereich vor der Stiege im Erdgeschoß und das Podest, von dem die Zimmer weggehen im Obergeschoß.“
Gespart hat der Architekt nicht nur bei den Verkehrsflächen, sondern auch an Arbeitskräften. „Wir haben den Bau so geplant, dass ich viel selbst machen konnte“, erzählt er. Durch seinen persönlichen Einsatz habe er die Kosten um ein Drittel reduziert. In Teilen des Erdgeschoßes und im Keller hat Christoph Zelger beispielsweise den Estrich selbst geschliffen und gewachst. „Da habe ich auch viel ausprobiert, was ich nun unseren Kunden empfehlen kann.“ Im restlichen Haus entschied sich die Familie für einen gehobelten Eichenboden, der nicht geklebt, sondern nur hineingelegt wurde. Auch beim Thema Licht kam Standard nicht in Frage. Für eine angenehme Atmosphäre sorgen zylinderförmige Leuchten mit Halogen – handgefertigt von einem befreundeten Beleuchtungsplaner.