„Agenturen verantworten Schuldenkrise“
EU ist sauer auf Moody‘s. Schweizer Forscher weisen Verantwortung der Ratingagenturen an Schuldenkrise nach. Abwertungen seien willkürlich.
Brüssel, St. Gallen –Eine Welle der Kritik an den Ratingagenturen rollte am Mittwoch, nachdem die US-Agentur Moody‘s nicht nur Deutschland mit einer Abstufung drohte, sondern auch den Euro-Rettungsschirm EFSF ins Visier nahm (siehe Artikel rechts). Die EU-Kommission hat die Rolle der Ratingagenturen in der Euro-Schuldenkrise mit ungewohnt deutlichen Worten kritisiert. EU-Justizkommissarin Viviane Reding sagte in Brüssel: „Es ist doch interessant, dass immer dann, wenn sich die haushaltspolitische Lage in den USA verschlechtert, bestimmte Ratingagenturen Europa ins Rampenlicht rücken.“ Der Markt wird von den drei großen US-Agenturen Moody‘s, Standard & Poor‘s und Fitch dominiert, die großteils im Eigentum von Finanzinvestoren stehen.
Forscher der Universität St. Gallen sind in einer Studie nun zu dem Schluss gekommen, dass die Ratingagenturen Europas Schuldenkrise verantworten. „Nicht nachvollziehbare Herabstufungen europäischer Länder sind eine zentrale Ursache und Triebfeder der europäischen Schuldenkrise“, teilten die Studienautoren Manfred Gärtner und Björn Griesbach mit. Mit ihrer Forschungsgemeinschaft für Nationalökonomie haben sie Daten von 25 OECD-Ländern im Zeitraum von 2000 bis 2011 ausgewertet. Ihre Erkenntnis: Die Herabstufungen vieler EU-Länder in der Krise seit 2008 seien „willkürlich“ – viele europäische Staaten würden seither „nach anderen Maßstäben beurteilt als früher oder als außereuropäische Staaten“. Ihre Herabstufung ließe sich daher nicht durch eine Verschlechterung der Wirtschaftslage und der Staatsfinanzen begründen. (wer, dpa)