Proteste gegen Postwerbung

Harsche Kritik an erfundenen Mitarbeiterzitaten in Inseraten übt Tirols oberster Postgewerkschafter Heinz Kirchmair. Auch die Arbeiterkammer tobt.

Von Katharina Zierl

Innsbruck, Wien –„Eine Entschuldigung reicht nicht“, sagt Tirols oberster Postgewerkschafter Heinz Kirchmair. Und reagiert damit auf erfundene Zitate von Zustellern, die im Rahmen einer Inseratenkampagne der Post österreichweit in Regionalmedien veröffentlicht wurden – die TT berichtete. Mehr als 100 Postler sind laut Gewerkschaft betroffen. „So viele sind es nicht. Aber wir entschuldigen uns“, versuchte Unternehmenssprecher Michael Homola die Wogen zu glätten. Es seien da und dort Fehler passiert, „großteils haben die Zusteller die Inserate aber vorab gesehen“, betont der Postsprecher.

Für Kirchmair ist die Sache noch nicht erledigt: „Es wurden auch in Tirol in fast allen Bezirken Postler für diese Aktion verwendet. Sie wurden lediglich gefragt, wie lang sie schon für das Unternehmen tätig sind, wo sie zustellen und ob ihr Foto verwendet werden darf.“ Bei den ganzseitigen Zeitungsinseraten seien aber Zitate erfunden worden. „Den Mitarbeitern wurden Dinge in den Mund gelegt, die sie nicht gesagt haben. Wie gern sie bei der Post arbeiten und Ähnliches“, sagt Kirchmair.

Die betroffenen Postler seien entsetzt, erklärt der Gewerkschafter. „Sie mussten sich Kollegen gegenüber rechtfertigen, warum sie das Unternehmen so huldigen, wo es doch so viele Schwierigkeiten gibt“, betont Kirchmair. Die Mitarbeiter der Post seien ohnehin schon verunsichert. „Dass Tausende Euro für eine derartige Werbeaktion ausgegeben werden, stößt vielen sauer auf“, erklärt der Gewerkschafter. Auch Erwin Zangerl, Präsident der Tiroler Arbeiterkammer, schlägt Alarm: „Diese Werbeaktion ist eine typische Vorgangsweise der Postführung: auf der einen Seite die Bediensteten in Geiselhaft nehmen und ihnen offenbar Worte in den Mund legen, auf der anderen Seite den Personalvertretern einen Maulkorb umhängen.“

Kirchmair erklärt, man würde prüfen, welche rechtlichen Möglichkeiten es gebe. Rechtsexperten glauben, dass die Betroffenen wenig Chancen auf Erfolg haben. „Wenn mit den Mitarbeitern vereinbart wurde, dass sie bei einer Werbekampagne mit Bild und Text veröffentlicht werden, könnten sie davon ausgehen, dass sie Teil einer Unternehmenshuldigung werden – zumindest könnte das so bewertet werden“, erklärt ein Innsbrucker Rechtsanwalt.