Russen kaufen Hotels in Sölden
Russische Autozaren übernehmen über Zwischengesellschaften drei Hotels im Ötztal. Immer mehr Ausländer kaufen sich in Sölden ein, klagt Söldens BM Schöpf.
Von Max Strozzi
Sölden, Obergurgl –Mikhail Bakhtiarov und Pavel Abrosimov sind reiche Russen. Ihr Vermögen haben sie unter anderem mit dem Verkauf von Gebrauchtwagen gemacht, nämlich in der „Major City“ nahe Moskau – ein Auto-Shoppingtempel, in dem monatlich mehrere Tausend Autos den Besitzer wechseln. Zum Reich der Autozaren zählen jetzt auch drei Hotelburgen im Ötztal. Im vergangenen Herbst haben die Russen das Viersternehotel Valentin mit 85 Betten übernommen, das zuvor der Familie Schwarz Privatstiftung gehörte. Nun übernahmen die russischen Autozaren zwei weitere Viersternehotels in Obergurgl: Das Hotel Josl mit 85 Betten, das der Familie Gstrein Privatstiftung gehörte, sowie das Hotel Gamper mit 90 Betten, bisher im Besitz der Familie Gamper Privatstiftung.
Konkret steigt bei allen drei Hotels die „100 % Fun Hotel GmbH“ ein, eine Gesellschaft mit Sitz in Sölden. Dadurch wird es offenbar überhaupt erst möglich, dass Nicht-EU-Bürger Immobilien in Tirol kaufen können. Bei der Gesellschaft handelt es sich um eine Tochter des spanischen Hotelbetreibers „Cien Por Cien Fun“, hinter der drei Russen stehen sollen: besagte Autozaren Bakhtiarov und Abrosimov sowie Evgeniy Terekhov, der beim Hotel Valentin in Sölden nun Geschäftsführer ist. Bei den anderen beiden Ötztaler Hotels bleiben die jeweiligen Familien in der Geschäftsführung. Auch Bakhtiarov persönlich steigt beim Hotel Valentin und beim Hotel Gamper ein, jeweils mit einem Mini-Anteil von 0,2 %.
Die Russen seien „totale Ötztal-Fans“, erklärt der Reuttener Rechtsanwalt Michael Steskal, der als Bevollmächtigter die Betreibergesellschaft „100 % Fun Hotel“ vertritt. „Die drei Hotels sind super geführte Betriebe mit einem guten Geschäftsgang“, so Steskal zur TT. Über weitere Zukunftspläne der russischen Investoren hält sich Steskal bedeckt. Beim Hotel Josl gebe es einen bewilligten Ausbauplan, derzeit werde aber nicht ausgebaut. „Ob es Pläne gibt, weitere Hotels zu kaufen, weiß ich nicht“, so Steskal. Im Ötztal freilich verstummen die Gerüchte nicht, dass die russischen Investoren an weitere Zukäufe denken.
Fest steht allerdings, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Ausländer mit ihrem Geld in Immobilien in Sölden investieren. Bürgermeister Ernst Schöpf zeigt sich darüber wenig erfreut. „Bis vor fünf Jahren waren wir stolz darauf, dass kein Ausländer einen Grundbesitz in Sölden hatte. Dieses Alleinstellungsmerkmal ändert sich. Auch Tschechen und Deutsche etwa kaufen Einfamilienhäuser, die aufgelassen werden“, schildert Schöpf gegenüber der TT: „Im Vergleich zu Kitzbühel oder Seefeld fällt das zwar noch nicht so stark ins Gewicht, aber man kann in Sölden eine ähnliche Entwicklung beobachten.“