Mordpläne im Notizblock: Holmes schickte Paket an seine Uni
Die Polizei hat ein Paket mit Texten und Zeichnungen über Mordbeschreibungen in einer Poststelle der Universität Colorado gefunden, wo der Verdächtige bis vor kurzem studierte.
Washington/Aurora - Der mutmaßliche Amokläufer von Aurora hat nach US-Medienberichten möglicherweise weit im Voraus vor seinen Absichten warnen wollen. Die Polizei habe ein Paket mit Texten und Zeichnungen über Mordbeschreibungen in einer Poststelle der Universität Colorado gefunden, wo der Verdächtige bis vor kurzem studierte, berichteten US-Fernsehsender am Mittwoch (Ortszeit). Laut NBC habe der 24-Jährige die Ermittler selbst auf die Existenz des Päckchens aufmerksam gemacht. Nach Informationen von Fox News soll er es unter seinem Namen an einen Psychiater der universitären Medizin-Fakultät geschickt haben.
Unicampus wurde am Montag evakuiert
Unklar sei, wann das Paket angekommen sei. Das Kino-Massaker mit zwölf Toten ereignete sich in der Nacht auf den vergangenen Freitag, gefunden wurde das Paket laut Fox News jetzt am Montag. Allerdings sei es nach ersten Erkenntnissen mehr als eine Woche in der Poststelle gelegen, ohne an den Empfänger weitergeleitet worden zu sein.
In einer Stellungnahme wies die Universität den Bericht am Mittwoch zurück: „Die anonyme Quelle von Fox News, nach der das Paket am 12. Juli angekommen sein soll und in der Poststation liegen blieb, ist unkorrekt“, zitiert die Denver Post aus dem Schreiben. Viel mehr sei ein „verdächtiges Paket, das am Montag entdeckt wurde, am selben Tag von der Post angeliefert, sofort untersucht und an die Ermittler weitergegeben worden“. Der Unicampus wurde daraufhin evakuiert und für knapp drei Stunden gesperrt.
Über die Inhalte habe die Polizei mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen keine näheren Angaben gemacht. Fox News, das Wall Street Journal, CBS News, NBC und CNN berichtete unter Berufung auf ungenannte Quellen aus Ermittlerkreisen übereinstimmend, dass in dem Notizbuch Zeichnungen über das Massaker zu finden gewesen seien. „Es sind Skizzen davon, was er in dem Kino machen wollte. Zeichnungen und Illustrationen vom Massaker“, zitiert Fox News den nicht namentlich genannten Beamten. Unter anderem sollen schießwütige Strichmännchen zu sehen sein, die andere Figuren abschießen.
Das Notizbuch war an einen Psychiater adressiert. Unklar ist, ob Holmes in der Vergangenheit Kontakt zu dem Professor gehabt hat. Der 24-Jährige war aber in einem Seminar mit dem Titel „Die biologische Basis von psychiatrischen und neurologischen Störungen“, das von einem Psychiater abgehalten wurde.
Nachdem er eine verdächtige Postsendung erhalten hatte, alarmierte der Professor die Polizei. Wie sich herausstellte, war das Paket aber harmlos. Daraufhin beantragten die Ermittler einen Durchsuchngsbefehl für den Postraum - und fanden dort das eingepackte Notizbuch samt Absenderadresse von Holmes, berichten US-Medien. Das Notizbuch wurde inzwischen lau FoxNews.com dem FBI übergeben.
Keine Kameras bei nächstem Gerichtstermin erlaubt
Die Anklage gegen James Holmes soll bis zum kommenden Montag eingereicht werden. Ihm wird zur Last gelegt, in einem Kino in Aurora nahe Denver bei einer „Batman“-Premiere zwölf Menschen erschossen und 58 weitere verletzt zu haben. Der zuständige Richter verbot Fotokameras und Videos, wenn der Verdächtige James Holmes das nächste Mal vor Gericht erscheint. Er habe damit den Wunsch der Verteidiger berücksichtigt, schrieb die „Denver Post“. Bilder vom ersten Gerichtstermin des 24-Jährigen hatten Spekulationen ausgelöst: Er machte einen seltsam apathischen Eindruck, wirkte abwesend und müde.
Bis auf weiteres wird die Polizei von Aurora keine Details zu den Ermittlungen bekanntgeben. Nachdem am Montag der Richter der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung untersagt hatte, Informationen an die Presse weiterzugeben, hüllen sich nun auch die Ermittler in Schweigen. „Wir sind uns des Interesses der Medien und der Öffentlichkeit bewusst, bitten aber um Geduld und Verständnis. Wegen der richterlichen Anordnung können wir schlicht keine weiteren Auskünfte mehr geben“, hieß es in einer Stellungnahme des Polizeichefs Dan Oates.
Gefängniswärter bespuckt
Der ehemalige Student verhalte sich seit seiner Festnahme immer wieder „bizarr“, berichtete der TV-Sender ABC. Weil er wiederholt auf Gefängniswärter gespuckt habe, habe Holmes zeitweise eine Maske tragen müssen, hieß es unter Berufung auf nicht genannte Quellen.
Der Zeitung „New York Daily News“ zufolge wurde der mutmaßliche Amokläufer zu seinem Schutz in den Krankentrakt des Gefängnisses verlegt. Außerdem trage er eine schusssichere Weste. Die Zeitung berichtete auch über einen bizarren Zwischenfall, bei dem Holmes einen Wärter gefragt haben soll, ob dieser den neuen „Batman“-Film gesehen habe und das Ende des Streifens kenne. „Als ob er keine Vorstellung darüber hat, dass irgendwas falsch ist an dem, was er sagt“, zitierte die Zeitung einen Wärter. „Es war krank.“
Nach dem Amoklauf hat „Batman“-Darsteller Christian Bale einige der überlebenden Opfer im Krankenhaus besucht. Fotos beim Internet-Kurzbotschaftendienst Twitter zeigten den britischen Schauspieler am Dienstag bei seinem Blitzbesuch im Krankenhaus von Aurora, in dem noch 20 Verletzte behandelt werden. (APA/dpa/AFP, tt.com)