„Mit Schlammschlachten sind unsere Probleme nicht zu lösen“
Heftige Kritik übt der Industrielle Arthur Thöni am politischen Klima im Land. Thöni baut derzeit seine Produktion aus.
Herr Thöni, Sie sind einer der wenigen Industriellen im Land, die sich auch öffentlich politisch äußern. Was halten Sie von der politischen Kultur, die derzeit herrscht?
Arthur Thöni: Der wachsende Klassenkampf und das Schaffen von Feindbildern bereitet mir Sorgen. Ich kenne die politisch Szene doch seit einigen Jahrzehnten und war auch selbst über zehn Jahre Sozialpartner in Tirol. Der Umgangston und das derzeitige Klima in der politischen Auseinandersetzung sind unerträglich.
Gilt das auch für die Sozialpartner?
Thöni: Was heißt hier Sozialpartner? Von Partnerschaft ist teilweise keine Rede mehr. Statt Vorbild zu sein und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen, beschießt man sich gegenseitig bei jeder Gelegenheit.
Zerstört das politische Hickhack das Image des Wirtschaftsstandortes Tirol?
Thöni: Als Unternehmer weiß ich, dass zu einem Standortimage auch ein Mindestmaß an Niveau in der politischen Auseinandersetzung gehört. Es ist manchmal beschämend, in welchem Umgangston politische Diskussionen ablaufen, sei es im Bund oder im Tiroler Landtag. Natürlich muss es eine Rivalität zwischen Politikern verschiedener Couleurs geben, doch was derzeit bei Teilen der Opposition geschieht, führt nur zu Verunsicherungen und schadet dem Gesamten. Ein Mindestmaß an gegenseitigem Respekt wäre angebracht. Wir müssen einen kleinsten gemeinsamen Nenner finden, gleich aus welchem Lager man kommt. Mit Schlammschlachten sind unsere Probleme nicht zu lösen und Nestbeschmutzung alleine ist zu wenig und gefährlich. Statt der ständig steigenden Anzahl von Besserwissern brauchen wir Bessermacher.
Nun zu Ihrem Unternehmen. Die Thöni-Gruppe gehört zu den großen Zulieferern der Automobilindustrie. In jedem 5. Auto weltweit steckt ein Teil, das in Ihrer Gruppe produziert wurde. Was erwarten Sie für den Bereich?
Thöni: Meldungen scheinen sich zu bestätigen, wonach die Autozulassungszahlen in der EU zurückgehen. Trotzdem sind wir für dieses Geschäftsfeld sehr optimistisch. Wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir mit unserer Innovationskraft bei den Kunden punkten. Für verschiedene Automarken stellen wir bereits jetzt täglich 30.000 Fahrzeugkomponenten her. Das sind Riesenstückzahlen und eines unserer Erfolgsrezepte: hohe Stückzahlen, hoher Grad der Automatisierung. So können wir auch mit unseren relativ hohen Lohn- und Lohnnebenkosten unseren Mitbewerbern in aller Welt die Stirn bieten.
Wie wird sich der Aluminiumbedarf entwickeln?
Thöni: Laut einer Prognose wird sich der Aluminiumbedarf in den nächsten 15 bis 20 Jahren weltweit verdoppeln. Wir forschen permanent nach neuen Produktionsmethoden, neuen Werkstoffen. Da sind wir sehr erfolgreich. In der Automobilindustrie dürfte künftig nicht nur Aluminium allein, sondern ein Hybrid aus Aluminium und Faserverbundstoffen zum Einsatz kommen. Der Trend geht zu weniger Gewicht und wiederverwertbaren Werkstoffen.
Sie bauen für den Autozulieferbereich eine neue Produktionshalle.
Thöni: Nicht nur für dieses Geschäftsfeld. Zwei Großprojekte sind in Arbeit. Beide Anlagen werden noch heuer in Betrieb gehen. Es entsteht die Millenniumshalle II mit einer Dachfläche von 8000 Quadratmetern. Darüber hinaus wird mit Automotive II eine weitere Halle entstehen. Und dort wird bereits im Jänner 2013 produziert.