„Grenzüberschreiter“ & Skulpturenschaffer Franz West tot
Franz West starb nach langer Krankheit im Wiener AKH. Er zählte zu den bedeutendsten zeitgenössischen bildenden Künstlern in Österreich.
Wien – Über viele Jahre galt Franz West als einer, wenn nicht als der gefragteste Künstler Österreichs in der internationalen Kunstszene. Der Revolutionär und große Rätselhafte der Bildhauerei ist in der Nacht auf Donnerstag im Alter von 65 Jahren verstorben. West hatte seit Jahren an infektiöser Gelbsucht gelitten.
Der Wiener West lotete mit oftmals großformatigen Skulpturen das Spannungsfeld zwischen Prothese, Möbelstück und Kunstgegenstand aus. Nicht zuletzt hierfür wurde er im Vorjahr bei der Biennale Venedig mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Dort hatte West Österreich bereits im Jahr 1990 unter Kommissär Hans Hollein vertreten.
Wests Arbeiten im Spannungsfeld zwischen Kunst, Möbel und Skulptur gehören zu den teuersten, mit denen österreichische Künstler auf dem internationalen Kunstmarkt vertreten sind. Ungeachtet aller internationalen Erfolge blieb der Schüler von Bruno Gironcoli seiner Heimatstadt Wien stets eng verbunden. Seine Auslotung der physischen, psychischen, kultischen und nicht zuletzt auch profanen Gebrauchsdimensionen der Skulptur an sich trieb West mit seinen „Möbel“-Objekten voran, die an Orten wie dem Kunsthistorischen Museum, in Venedig und nicht zuletzt bei der documenta 9 zur Benützung und Betrachtung einluden. Im Herbst 2010 war West sowohl eine Personale beim „steirischen herbst“, im Kölner Ludwig Museum als auch eine Einzelausstellung von Großskulpturen in Rom gewidmet.
Im Vorjahr wurde er bei der Biennale Venedig mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Am 16. Februar hatte er seinen 65. Geburtstag gefeiert.
Mehrfach in Innsbruck zu sehen
2007 hatte Franz West etwa im Kunstraum Innsbruck prominente Künstlerfreunde zu der Ausstellung „Soufflé“ geladen. Vertreten waren dabei u.a. Arbeiten von Michelangelo Pistoletto, Raymond Pettibon oder Dan Graham.
Wests sogenannte „Wuste“, bemalte „Nutzlos- und Sitzskulpturen“, wie der Künstler seine Objekte nannte, luden 2000 im Park von Schloss Ambras zum Verweilen ein. Mit der Galerie Thoman verband den Wiener eine langjährige Zusammenarbeit.
Im Kunstraum des Tiroler Malers und Ausstellungsmachers Herbert Fuchs in der Innsbrucker Amraserstraße hatte das Enfant Terrible der Kunstszene zudem bereits ausgestellt, lange bevor er international gehypt wurde.
Ehrengrab am Zentralfriedhof
Franz West wird von der Stadt Wien mit einem Ehrengrab am Zentralfriedhof gewürdigt. Das Begräbnis selbst soll im kleinsten Familienkreis stattfinden.
„Franz West hat ein gewaltiges und facettenreiches Oeuvre geschaffen, er war ein Grenzüberschreiter, der im In- und Ausland als bedeutender Künstler der Moderne angesehen wird“, würdigte Kulturministerin Claudia Schmied den Verstorbenen. Er sei ein Künstler gewesen „der sich in seinen künstlerischen Ausdruckmöglichkeiten nie Modeströmungen unterwarf, sondern immer seinen eigenen Weg ging. Seine künstlerische Interpretationen lösten vor oftmals Irritation und Diskussionen aus, dennoch blieb der Künstler sich selber stets treu und setzte seine Ideen in beeindruckender Art und Weise um“, so Schmied.
Im kommenden Jahr ist im nunmehrigen Standort im Museumsquartier eine Ausstellung geplant, an deren Konzeption West noch mitgewirkt hat. Kuratiert wird die Schau, die Beispiele sämtlicher Werktypen des renommierten Bildhauers präsentiert, von Kraus und Eva Badura-Triska. Von 22. Februar bis 26. Mai sind Möbel, Skulpturen und Installationen ebenso zu sehen wie Videos und Arbeiten auf Papier. (APA/sire)