Syrien-Konflikt

Ban Ki-moon richtet dramatischen Appell an Staatengemeinschaft

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon.
© REUTERS/DENIS BALIBOUSE

In Damaskus und Aleppo scheint das syrische Militär wieder die Oberhand gegen die Rebellen zu gewinnen. Die Aufständischen wollen in die Schlacht ziehen und Aleppo befreien. Ein schnelles Ende des Bürgerkriegs ist nicht absehbar.

Damaskus/Istanbul - UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hat die internationale Staatengemeinschaft aufgefordert, das Gemetzel in Syrien endlich zu stoppen. „Schiebt es nicht länger auf! Schließt Euch zusammen! Handelt!“, appellierte Ban am Mittwoch in einer Rede vor dem bosnischen Parlament in Sarajevo. Die internationale Gemeinschaft sei verpflichtet, schwere Verstöße gegen die Menschenrechte zu verhindern, sagte Ban. Die UNO-Vetomächte Russland und China haben bisher ein entschiedenes Vorgehen gegen das syrische Regime, das seit knapp eineinhalb Jahren einen Volksaufstand blutig niederschlägt, verhindert.

Der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Jay Carney, verurteilte erneut die „abscheuliche Gewalt“ des syrischen Regimes gegen unbewaffnete Zivilisten. Es gebe glaubhafte Berichte, dass auch Panzer und Kampfflugzeuge eingesetzt würden. Die USA und ihre Partner würden weiterhin Schritte unternehmen, um das Assad-Regime zu isolieren und um mit Sanktionen dessen finanzielle Basis auszutrocknen. Das müsse es für die Regierung in Damaskus immer schwieriger machen, das brutale Vorgehen gegen das eigene Volk zu finanzieren.

Dass sich nach der syrischen Geschäftsträgerin in Zypern auch deren Ehemann, der Botschafter in den Vereinigten Arabischen Emiraten, von Damaskus losgesagt habe, mache deutlich, dass „die Tage Assads gezählt sind“, erklärte Carney vor Journalisten in der Präsidentenmaschine Air Force One weiter.

„Schlacht“ um Aleppo

Syrische Rebellen und das Militär des Landes haben auch am Donnerstag weiter um die nordwestliche Wirtschaftsmetropole Aleppo gekämpft. Die Rebellen hielten nach eigenen Angaben einer Grossoffensive der Regierungstruppen vorerst stand.

„Unsere revolutionären Kämpfer haben mindestens zwei massive Angriffe der Regimestreitkräfte abgewehrt“, erklärte der Aufständischen-Kommandant Abu Omar al-Halebi der Nachrichtenagentur dpa am Telefon. „Sie kontrollieren jetzt 50 Prozent der Stadt.“ Von unabhängiger Seite ließen sich die Angaben nicht überprüfen, weil Medien in Syrien nur äußerst eingeschränkt arbeiten können. Al-Halebi zufolge griffen auf der Seite der Truppen von Machthaber Bashar al-Assad auch Kampfjets ein.

Mindestens 2000 syrische Soldaten wurden Rebellenangaben zufolge nach Aleppo in Marsch gesetzt. „Die Schlacht (um Aleppo) wird entscheidend sein und die Rebellen sind bereit dafür“, sagte Al-Halebi. Nach Angaben von Aktivisten sollen sich Rebellen aus dem ganzen Land auf den Weg gemacht haben, um für die „Befreiung Aleppos“ zu kämpfen, wie es heißt.

Zahl der syrischen Flüchtlinge steigt

In den Nachbarländern steigt die Zahl der syrischen Flüchtlinge. Mehr als 120.000 sind laut UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) in Jordanien, im Libanon, in der Türkei und im Irak registriert. Zusätzlich gebe es eine große Dunkelziffer. Viele seien auf humanitäre Hilfe und auf Spenden angewiesen. Drei Viertel von ihnen seien Frauen und Kinder.

Syriens Nachbarland Jordanien, in das sich derzeit täglich 1000 Syrer retten, richtet eine Zeltstadt für 130.000 Bewohner in der Nähe der Grenzstadt Mafrak ein. Die ersten Unterkünfte für 10.000 Menschen sollen am kommenden Montag zur Verfügung stehen.

Einige prominente Mitglieder der Assad-Familie glauben offensichtlich nicht mehr an ein Überleben des Regimes. Wie die Nachrichtenagentur dpa in Istanbul aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, sollen Assads Onkel Mohammed Machluf und dessen Söhne versucht haben, Kontakte im Ausland zu knüpfen. Sie suchten Schutz, falls Assad untergehen sollte. (APA/dpa)