Freizeit

Die Oase im roten Sand

Das größte Roboterfahrzeug in der Raumfahrtgeschichte landet in wenigen Tagen auf dem Mars. Mit einem Ziel: der Suche nach Leben auf dem fremden Planeten.

Wien, Washington –Nein, klares, blaues Wasser, umringt von ein paar Palmen, entdeckt die Kamera des neuen Mars-Rovers ganz sicher nicht. Die Oase im roten Sand hat für die US-Raumfahrtbehörde NASA eine andere Form. Es muss nur ein Tropfen sein, ein Molekül oder eigentlich nur die Überreste von Wasser. Das würde beweisen, dass die Bedingungen am Mars vor langer, langer Zeit Leben ermöglicht haben.

Vier Roboter auf Rädern kurven zum Teil immer noch über die roten Dünen unseres Nachbarplaneten. Im Vergleich zu der Hightech-Version mit dem Namen „Curiosity“ (zu Deutsch „Neugier), die jetzt im Anflug ist, waren diese Roboter aber ferngesteuerte Plastikautos für Kleinkinder. Am 6. August um 7.31 Uhr mitteleuropäischer Zeit soll die NASA-Mission „Mars Science Laboratory“ (MSL) mit einer Punktlandung in einem sieben mal 20 Kilometer großen Krater eine neue Ära in der Marsforschung einleiten.

Der „Gale-Krater“ in der Nähe des Marsäquators könnte die erhoffte Oase sein, denn Messungen aus dem Orbit zeigen, dass es dort Minerale gibt, die möglicherweise durch den Einfluss von flüssigem Wasser entstanden sind. Die NASA hat das Landeziel aus einem weiteren Grund gewählt: Durch die Tiefe des Kraters hat die Landekapsel ein paar Sekunden länger Zeit für das Bremsmanöver. Und jede Sekunde ist kostbar, wenn ein Objekt von 20.000 km/h auf null abgebremst werden muss.

Der Steirer Rudolf Schmidt, Generalinspekteur der Europäischen Weltraumorganisation ESA, erklärt den Landevorgang: „Die Kapsel muss sich selbst aktiv steuern, weil die Signallaufzeit vom Mars zur Erde so lange dauert, dass die Landung bereits erfolgt wäre, wenn das erste Signal auf der Erde ankommen würde“, sagt der Experte. Der etwa siebenminütige Landevorgang selbst wird daher vollautomatisch in mehreren Stufen ablaufen.

Zuerst muss das Hitzeschild der Kapsel dem Eintritt in die sehr dünne Marsatmosphäre standhalten. Mittels Korrekturdüsen passt der Computer die Flugbahn automatisch an. Dann verzögert ein Bremsfallschirm die Geschwindigkeit drastisch. Nach dem Abwurf des Hitzeschilds auf der Unterseite der Kapsel trennt sich die Abstiegsstufe mit dem Rover von der Kapsel und Bremsraketen verlangsamen den Fall weiter. Schlussendlich wird „Curiosity“ auf die Oberfläche „abgeseilt“. Sobald die sechs Räder des Rovers den Boden berühren, werden die Seile gekappt, die Landeeinheit fliegt davon und stürzt in sicherer Entfernung ab.

„Wenn das funktioniert, haben die Amerikaner einen großen Schritt vorwärts gemacht“, so Schmidt, der davon ausgeht, dass die NASA-Forscher aufgrund der Investitionen in der Höhe von 2,5 Milliarden Dollar (2,07 Mrd. Euro) von einer erfolgreichen Landung „sehr überzeugt sein müssen“.

Der Roboter hat zehn wissenschaftliche Instrumente an Bord. Die Mission zielt darauf ab, herauszufinden, ob der Rote Planet im Landungsbereich prinzipiell bewohnbar wäre – oder es einmal war. Bewohnbarkeit ist auf dem Mars allerdings ein schwierig zu bestimmender Begriff, denn mit den „normalen“ Gegebenheiten auf der Erde hat die Situation dort wenig zu tun. Hohe Strahlung, die äußerst dünne toxische Atmosphäre sowie chemische Prozesse, die organische Moleküle zerstören, reduzieren die Chancen, organische Rückstände oder sogar Lebewesen zu finden.

Ein Tropfen würde allerdings schon reichen. Ansonsten wäre die erhoffte Oase, von der Erde aus gesehen, nur eine sehr, sehr ferne Fata Morgana gewesen. (chris, APA)