Kein Verfolgungswahn bei Vettel: „Verschwende dafür keine Energie“
Im ersten Freitagstraining am Hungaroring hatte McLaren-Pilot Lewis Hamilton die Nase vorne.
Mogyorod - Sebastian Vettel ist vor dem Formel-1-Grand-Prix von Ungarn bemüht, kein zusätzliches Öl ins Feuer zu gießen. Die Rückversetzung auf dem Hockenheimring, die vom Weltverband (FIA) angeordnete Veränderung der Red-Bull-Motoreneinstellung, 44 Punkte Rückstand auf WM-Leader Fernando Alonso - das alles versucht der Titelverteidiger vor dem Rennen am Sonntag in Mogyorod nahe Budapest links liegen zu lassen.
„Warum immer ihr?“ - „Fühlen Sie sich als Prügelknabe?“ - „Glauben Sie an eine Verschwörungstheorie?“. Immer wieder hört Vettel seit seiner Ankunft auf dem Hungaroring am Donnerstagnachmittag derartige Fragen. Der Red-Bull-Superstar demonstriert mit neuer Frisur alte Gelassenheit und positives Denken: „Aufgrund einer Kette von Zufällen könnte ein derartiger Eindruck entstehen. Aber solche Worte würde ich niemals in den Mund nehmen. Ich verschwende keine Energie, um mich über solche Sachen zu ärgern. Und langfristig gleicht sich alles aus.“
Die Strafe vom vergangenen Sonntag aufgrund eines Überholmanövers gegen Jenson Button hat Vettel aber natürlich geschmerzt. Schließlich kostete sie ihn acht wertvolle Zähler. Der Deutsche fühlt sich übrigens weiter im Recht. „Für mich hat sich nichts verändert. Ich wollte nur einen Unfall vermeiden. Ich vertrete weiter die Meinung, dass ich keine Strafe verdient gehabt hätte. Aber es ist wie im Fußball: Wenn der Schiedsrichter eine Gelbe oder Rote Karte zeigt, kann man an der Entscheidung nicht mehr rütteln. Ob sie richtig oder falsch war, das spielt keine Rolle mehr“, erklärte Vettel.
Von einer Überarbeitung der Paragrafen hält der 25-Jährige nichts. „Es war eine außergewöhnliche Situation, die nicht jedes Rennwochenende passiert, deswegen brauchen wir jetzt nicht am Regelwerk zu feilen.“ Schärfer wird Vettels Ton, wenn es darum geht, dass er Lewis Hamiltons Überholaktion auf dem Hockenheimring angeblich als „dumm“ bezeichnet haben soll. „Ich habe gesagt, dass es unnötig war. Es war kein Regelverstoß, es war nur unnötig. Aber ich beschwere mich nicht. Es ist enttäuschend, dass mir die Worte so im Mund verdreht werden.“
Über die aktuelle WM-Ausgangslage sagte der Weltmeister der Jahre 2010 und 2011: „Alonso ist sicher in der besten Position. Er ist der Mann, den es zu schlagen gilt. Aber die Saison ist noch lang, es gibt noch genügend Rennen. Wir sind noch immer im WM-Rennen und sehr hungrig, die Saison auf Platz eins zu beenden.“ Die Ausgeglichenheit im heurigen WM-Feld sieht Vettel als Basis für eine mögliche Aufholjagd. „Das ist besser, als wenn immer dieselben vier Fahrer vorne sind. Dadurch kann man leichter Punkte aufholen.“
Dass man auf FIA-Intervention die Motoreneinstellung verändern und somit neuerlich Umstellungen am Boliden vornehmen muss, sieht Vettel gelassen. „Ich würde nicht sagen, dass es gar nichts ausmacht. Aber es wird mehr Wind darum gemacht als notwendig. Das ist kein großes Drama. Ob es ein Zehntel oder aber gar nichts bringt, ist schwer bis gar nicht messbar. Ich glaube nicht, dass es sich für uns negativ auswirken wird.“
Die FIA hat nach Hockenheim eine „Regelanpassung“ vorgenommen und damit punkto Motoreneinstellung Klarheit geschaffen. Red Bull soll davor ein Schlupfloch im Reglement gefunden und so den Effekt des seit heuer verbotenen angeblasenen Diffusors wieder annähernd erreicht haben.
Hamilton im ersten Training top
Lewis Hamilton hat am Freitagvormittag die erste Bestzeit auf dem Hungaroring markiert. Der britische McLaren-Pilot war in der ersten freien Trainingssession für den Formel-1-Grand-Prix von Ungarn in 1:22,821 Minuten am schnellsten. Auf Rang zwei landete sein Landsmann und Teamkollege Jenson Button (+0,101 Sekunden), Dritter wurde der spanische WM-Leader Fernando Alonso im Ferrari (0,576). Sebastian Vettel belegte zum Auftakt nur Rang 15 (1,787), sein australischer Red-Bull-Stallgefährte Mark Webber war 13. (1,725).