Renault Twingo: Der kleine Verführer
Fünf Jahre hat es gedauert, bis Renault dem Twingo ans Blech gegangen ist. Mit frischem Wind und Kulleraugen-Look wollen die Designer vor allem die Liebe der weiblichen Fans neu entfachen.
Innsbruck – Die ganz großen Erfolge des Renault Twingo liegen zwar schon einige Jahre zurück, der Name hat sich damals aber vor allem in die Köpfe der Autofahrerinnen eingebrannt. Dank der schrillen Farben und seiner niedlichen Kulleraugen landete der 1993 eingeführte Ur-Twingo schnell in der Schublade „Frauenauto“. Mit dem Nachfolger strebte man bei Renault einen Imagewandel an, der aber nicht so richtig einschlagen wollte. Zu brav war sein Aussehen, zu radikal die Wende.
Der neue Twingo ist daher fast schon mehr als nur ein Facelift und könnte unter dem Motto „Back to the Roots“ am Markt etabliert werden. Er darf nämlich wieder mit seinen niedlichen Nebelscheinwerfern blinzeln und so die Frauenherzen zum Schmelzen bringen. Wir haben die rosarote Brille abgenommen und zum Stelldichein geladen.
Das neue Gesicht ist die auffälligste Änderung am Kleid unseres Testwagens. Das markante Logo auf schwarzem Grill wird von den runden Nebelleuchten flankiert. Die Linienführung wurde generell weicher. Die Rundungen an den Schürzen und auch am Kofferraum fallen deutlicher aus. Die Leuchten am Heck sind witzig und passen wie die Faust aufs Aug.
Im Innenraum sind wir vor allem von dem üppigen Platzangebot überrascht. Auch mit 1,90 Metern Köpergröße findet man in dem 3,69 Meter langen Cityfloh ausreichend Platz. Das gilt übrigens auch für groß gewachsene Hinterbänkler. Möglich machen das die beiden einzelnen längs verschiebbaren Rücksitze. Diese kosten zwar 300 Euro extra, lohnen sich aber allemal, wenn man nicht nur zu zweit unterwegs ist.
In der Mitte des sehr schlicht wirkenden Cockpits finden wir den digitalen Tacho samt Bordcomputer. Trotz der Schlichtheit wirken die verarbeiteten Materialien hochwertig. Alles sitzt da, wo man es vermuten würde. Einzig die Bedienung des Bluetoothradios könnte etwas intuitiver sein.
Ebenfalls mit großer Freude haben wir festgestellt, dass man nicht dem Dreizylinder-Sparwahn verfallen ist, sondern einen 1,2 Liter großen Vierzylinder-Benziner unter der entzückenden Haube verbaut hat. Dieser leistet 75 PS und sorgt mit maximal 107 Nm Drehmoment für Vortrieb. In den ersten beiden Gängen wirkt der Twingo sehr agil und lässt sich flott durch die Stadt bewegen. Die Lenkung reagiert sofort auf jede Bewegung und lässt den Twingo wunderbar direkt um die Ecke wedeln. Einziges Manko: Das Fahrwerk gibt die kurzen Stöße und Abrollgeräusche von so manchem Kanaldeckel nur wenig gedämpft an den Innenraum weiter. Das Sortieren der Gänge ist mit der manuellen Fünf-Gang-Schaltung ein Kinderspiel.
Erst wenn es über Land oder Richtung Autobahn geht, wünscht man sich etwas mehr Spritzigkeit. Wer die Maschine ordentlich auf Touren hält – 3500 sollten es schon sein –, schafft dann trotzdem locker die 140 km/h, und schneller darf man ja eigentlich ohnehin nicht ans Werk gehen. Den Normverbrauch von 5,7 Litern erreicht man so natürlich nicht, dennoch gab sich unser Twingo an der Zapfsäule nicht übermäßig durstig: 6,5 Liter brauchten wir im Schnitt. Sparsysteme wie Start-Stopp-Automatik sind erst ab 2014 im Programm.
Zu haben war unser Twingo für 12.574 Euro. Dafür waren ein Radio mit Bluetoothschnittstelle, ein Tempomat und Fensterairbags vorne und hinten mit im Programm. Die Basisversion „Trend“ des Twingo ist schon ab 9390 Euro zu haben. Störend fanden wir allerdings, dass wir dann 300 Euro für ein elektronisches Stabilitätsprogramm hinblättern müssen. (luc)