Helikopter-Ausflug für die Finalisten
Keine Freunde, aber selbes Flugziel: die Finalisten des „bet-at-home-Cup“ in Kitzbühel Philipp Kohlschreiber (GER) und Robin Haase (NED).
Von Roman Stelzl
Kitzbühel –Es ist erst wenige Jahre her, als noch diese nette Sendung namens Herzblatt über die TV-Bildschirme dieser Welt flimmerte. Mehr oder weniger verliebte Paare durften dort einen mehr oder weniger schönen Urlaub miteinander verbringen. Und wurden anschließend getrennt voneinander befragt. Was die Besonderheiten des anderen seien, wann man sich denn wiedersehe. Und andere Dinge von ähnlich lieblicher Art.
Philipp Kohlschreiber und Robin Haase haben jetzt auch ein paar Tage miteinander verbracht. Beim „bet-at-home-Cup“ in Kitzbühel, wo man nach offiziellen Angaben des Tourismusverbandes ja immer eine sehr schöne Zeit verbringt. „Ich habe gestern mit ihm Karten gespielt. Ein verrückter Kerl!“, schmunzelte der 28-jährige Kohlschreiber über den Niederländer. „Wir verstehen uns ganz gut, aber wir sind keine Freunde. So ist das eben im Tennis“, meinte der 25-jährige Haase über den Deutschen.
Wer in diesem Kartenspiel nun gewonnen hat, konnte keiner der beiden beantworten. Aber egal, denn schließlich sind die beiden keine professionellen Kartenspieler. Sondern Tennis-Profis. Und darauf kommt es heute an. Im Finale des ATP-Turniers. In ihrem ersten direkten Duell.
Kohlschreiber schaltete gestern im Halbfinale Filippo Volandri 6:7 (6), 6:2, 6:2 aus. „Ich musste Überstunden machen, weil ich nicht konstant gespielt habe“, resümierte er, ehe er seine momentan große spielerische Stärke nannte: „Ich bin reifer und nicht mehr so kritisch. Im Match schalte ich die Gedanken aus, spiele intuitiv.“ Der Finaleinzug brachte Kohlschreiber den erstmaligen Einzug unter die Top 20 der Welt. Haase hatte indes beim 6:3, 6:3 gegen Martin Klizan (SVK/5) mehr Mühe, als es das Ergebnis vermuten lässt. „Ich habe manchmal zu langsam gespielt“, meinte der Titelverteidiger.
Für das Endspiel um die Gams-Trophäe wollte keiner eine Prognose abgeben. „Auf diesem Level kann man nichts mehr vorhersagen“, meinte Turnierdirektor Alex Antonitsch, der mit seiner Crew gestern auf den Campingplätzen Werbung für das deutsch-niederländische Treffen machen wollte.
Es gibt aber doch noch eine Sache, die Haase und Kohlschreiber vereint – die Olympischen Spiele. Beide werden nach dem Turnier eiligst in den Flieger steigen, um morgen rechtzeitig auf dem Rasen von London zu stehen. Und sowohl Haase („Ich halte nichts von langer Rasen-Vorbereitung“) also auch Kohlschreiber („Die Umstellung fällt mir leicht“) machen sich wenig Sorgen. Antonitsch hat deshalb kurzerhand einen Helikopter-Flug zum Flughafen angeboten. Was ja fast schon wieder nach Herzblatt klingt. Und vielleicht finden die beiden ja in dieser schönen Zeit zu mehr Freundschaft.