Very British - Teil 8

Schlangestehen als Nationalsport

Erstaunt blickt mancher Deutsche auf ordentliche Reihen, die sich wie aus dem Nichts bilden.

London - Wer sich im Vereinigten Königreich so richtig unbeliebt machen will, der muss nur mal kurz aus der Reihe tanzen. Beim Einsteigen in den Bus zum Beispiel, oder an der Kasse. Denn der Stereotyp von der britischen Leidenschaft des Schlangestehens bewahrheitet sich im Alltag ziemlich oft. Erstaunt blickt mancher Tourist auf ordentliche Reihen, die sich wie aus dem Nichts bilden.

Regelrecht Bewunderung erntet ein verbreitetes System: An der Supermarktkasse etwa gibt es nicht vor jedem Schalter eine Reihe. Stattdessen ist da eine einzige, lange. Wer vorne steht, geht an den Schalter, der zuerst frei wird. Schluss mit dem Schicksal, immer genau die langsamste aller Schlangen zu erwischen.

So stolz sind die Briten auf ihr „queueing“, dass diskutiert wurde, es in Einbürgerungstests zu integrieren. Studienergebnisse, dass Reihen bei jungen Leuten in Auflösung sind, regten Empörung aus.

Besonders kompliziert ist es im Pub. Im Trubel ist oft schwer eine Schlange zu erkennen. Bedienung und Gäste aber beobachten gewöhnlich ganz genau, wer wann dran ist, und machen überraschend selten Fehler. Herrscht Verwirrung, dann besser Vortritt lassen. Denn nicht selten sind die anderen so höflich, dass man trotzdem als Erster drankommt - wenn man die Mitwartenden nicht durch Vordrängen ärgert.