Die Zukunft der Haflinger: Verkaufen statt schlachten

Alles neu beim Haflingerzuchtverband: Bauern dürfen ihre Fohlen nun selbst verkaufen. Eine Einigung mit Südtirol um den Ursprung ist in Sicht.

Von Brigitte Warenski

Innsbruck –Von der Alm auf die Schlachtbank. Das war in den vergangenen Jahren vielfach das Schicksal der jungen Hengste, für die der Tiroler Haflingerzuchtverband keine Verwendung hatte. Mit dem neuen Team rund um Obmann Lukas Scheiber soll sich das ändern: „Die Bauern, die züchten, bekommen nun EU-Pässe für ihre Pferde und dürfen diese damit erstmals selbst in die ganze Welt verkaufen“, so Scheiber. Von den rund 200 Fohlen, die heuer geboren wurden, werden laut Scheiber etwa 50 für die weitere Zucht verwendet, „die anderen sollen vor allem im Sport eingesetzt werden. Dass der eine oder andere Haflinger weiter beim Metzger landet, wird sich dennoch nicht vermeiden lassen“, sagt Scheiber. Nicht verheimlichen will Scheiber, dass man bei der Zucht noch weiter zurückfahren muss. „Wir werden ein Gesundschrumpfen erleben, weil der Markt einfach nicht so viel hergibt.“ Noch viel ungenütztes Potenzial habe der Haflinger besonders im Western-, Turnier- und Therapiebereich, ist Scheiber überzeugt: „Hier gilt es, mit Marketingaktivitäten einen großen Markt zu erobern.“ Als erste Schritte werden ein Sportausschuss gegründet, eine Pferdebörse eingerichtet und ein Programm für das Therapiereiten erstellt. Auch an die Bearbeitung neuer und die Wiederbelebung alter Märkte bemühe man sich derzeit sehr intensiv: „Gerade in Osteuropa ist die Haflingerzucht im Aufwind, 36 Pferde haben wir in die Türkei gebracht, in Dubai stehen unsere Haflinger spastischen Kindern zur Verfügung und in den USA – wo unter Schweisgut alle Kontakte abgebrochen wurden – haben wir wieder Boden gewonnen“, erzählt Scheiber. Auch am Fohlenhof in Ebbs, dem Sitz des Haflingerzuchtverbandes, versucht man sich zu öffnen. „Wir bieten Ausbildungen in Westernreiten an, machen Veranstaltungen auch für andere Rassen, was unter Schweisgut unmöglich gewesen wäre.“ Startschuss für den „Fohlenhof neu“ ist am Wochenende 18./19. August mit dem Tag der offenen Tür und der Tiroler Meisterschaft im Fahren. Auch der Streit zwischen Nord- und Südtirol um das „Ursprungszuchtgebiet“ soll ein Ende haben. „Wir vermarkten das gleiche Produkt und wünschen uns daher im Sinne der Europaregion Tirol in Zukunft als Ursprungsbezeichnung einfach ‚Tirol‘“, sagt Scheiber. Die Verhandlungen laufen laut Scheiber positiv, aber noch seien rechtliche und vor allem politische Hürden zu meistern.