Vorhang auf für die eiserne Lady aus Kössen

Mit Sportschützin Stephanie Obermoser blickt heute (9.15 Uhr bzw. 12 Uhr, ORF eins) die erste Tirolerin einer Medaillenentscheidung entgegen.

Von Florian Madl

London –Als „eiserne Lady“ kannte man bislang nur Margaret Thatcher, die unvergessene Premierministerin Englands in den 80er-Jahren. Stephanie Obermoser (23) will sich heute beim ersten Olympia-Auftritt mit dem Luftgewehr (10 m) einen ähnlichen Ruf erarbeiten: Als erste Tirolerin tritt die Kössenerin in Erscheinung. Und geht es nach ihrem Stiefbruder Christian Planer (37), klirrt es in der Halle: „Sie hat etwas, wovon selbst ich mir etwas abschneiden könnte. Sie schaltet ab, einfach eiskalt“, erzählt der Olympia-Dritte von Athen, selbst nicht für seine Zitterhand bekannt. Die Gabe sei nicht jedem Schützen zueigen, deshalb dürfe die Nummer sechs der Weltrangliste um 9.15 Uhr (Vorkampf) bzw. 12 Uhr (Finale) durchaus mit einer Medaille spekulieren.

Schützen scheint von Berufs wegen ohnehin schwerlich etwas erschüttern zu können, wenngleich wohl keine Sportart ähnlich unbedankt ihr olympisches Dasein fristet. Alle vier Jahre im Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung, verschwinden die Präzisionssportler nach getaner (Medaillen-)Pflicht wieder aus dem Rampenlicht. Stephanie Obermoser und Christian Planer wissen das, Letzterer genießt diese Rolle mittlerweile: „Ich habe mich damit abgefunden und freue mich über das Maß an Aufmerksamkeit.“ Möglicherweise sei diese Achterbahnfahrt zwischen Anonymität und öffentlicher Darstellung aber auch das größte Problem für manche. Das bestätigte gestern auch Obermoser: „Die Kameras, das Flair, das macht mich etwas nervös.“ Branchenkollege Planer weiß jedoch: „Wenn es erst einmal losgegangen ist, fällt bei Steffi der Vorhang, dann ist sie nur fokussiert.“ So wie beim vorolympischen Weltcup in London, als sie Zweite wurde.