Web und Tech

Übersetze, sprich und denke für mich

Das Internet findet die richtigen Worte in der richtigen Sprache. Übersetzungsprogramme haben sich inzwischen so gut entwickelt, dass sie bei Alltagsphrasen bestehen und echte Helfer sein können.

Von Matthias Christler

Innsbruck, Zürich –Spanisch, Türkisch oder doch Thailändisch, welche Fremdsprache darf es heute sein? Für 79 Cent gibt es alle auf einmal. Wer will schon noch Vokabeln lernen und fremdartige Grammatik­regeln studieren, wenn im Internet elektronische Übersetzer ihre Dienste anbieten. Die fast kostenlose App auf das Smartphone laden, reinsprechen auf Deutsch und einen Augenblick später spuckt das Programm in Form einer meist weiblichen Stimme die Formulierung in der fremden Sprache aus.

Apple hat mit der iPhone-Software Siri vielen die Hemmung genommen, in ein Gerät und praktisch mit dem Gerät zu sprechen. Übersetzungsprogramme sind der nächste Schritt. Google bietet seit Jahren die Möglichkeit an, Wörter bzw. Sätze in Sekundenbruchteilen von einer in die andere Sprache umzuwandeln. Neu hinzugekommen ist, dass eine Computerstimme die Übersetzung ausspricht. Es können also nicht nur Texte aus einer fremden Sprache verständlich gemacht werden, sondern das Programm hat sich zum Simultandolmetscher weitergebildet.

Warum soll ich dann überhaupt noch eine Fremdsprache lernen? Macht die Zukunft das Lernen, vielleicht sogar das Denken überflüssig? Martin Volk, Professor am Institut für Computerlinguistik der Universität Zürich, sieht sich bei seiner Arbeit oft mit diesen kritischen Fragen konfrontiert, er kontert mit einem Vergleich: „Der Taschenrechner, er hat das kleine Einmaleins auch weniger wichtig gemacht. Aber wir Anwender müssen das Ergebnis einschätzen können. Genauso wird es bei Sprachübersetzungen sein. Es wird immer den humanen Übersetzer brauchen“, rechnet Volk zwar mit vielen praktischen Anwendungen, aber es brauche den Menschen, der es kontrolliere und mit richtigen Informationen füttere. Bei komplizierten Texten, bei Fachwörtern oder bei wichtigen Verträgen, wenn keine Fehler erlaubt sind, ist der Mensch (noch) nicht zu ersetzen.

Im Alltag haben die Programme aufgeholt. „Auf Reisen in fremde Länder, da profitiert man von solchen elektronischen Übersetzern. Da ist es jetzt schon praktikabel“, sagt Volk. Zahlreiche Apps bieten Online-Übersetzungen mit und ohne Sprachfunktion an. Soll die Hose am Markt in Istanbul eine andere Farbe haben, ist das Hemd beim Schneider in Bangkok doch ein wenig zu eng, wie viel kostet der Kamelritt in die Wüste? Ja, bei kurzen Phrasen funktionieren Apps wie SayHi oder iTranslate erstaunlich gut und lösen das hektische Blättern im Wörterbuch ab. Muss der Urlauber aber im Krankenhaus ein plötzliches Leiden beschreiben, lässt man sich lieber von einem Profi unterstützen. Grob gesagt sollte es bei diesen Apps besser nicht um Leben oder Tod gehen, weil ein Fehler nie ausgeschlossen werden darf.

Die Datenbanken, die hinter den Programmen stehen, lernen ständig neue Vokabeln, Satzstellungen und Aussprachen. Da der menschliche Übersetzer inzwischen alles digital abspeichert, können die Datenbanken ständig aufgefüllt werden. Die Technologie besteht, sie muss nur noch weiter wachsen. Vom Deutschen ins Englische ist keine Kunst mehr, es kommen auch immer mehr exotische Sprachpaare hinzu. Was heißt zum Beispiel „Wie geht es dir?“ auf Suaheli? Wenn Google Translate Recht hat, erkundigt man sich in Ostafrika mit „Habari gani?“ nach dem Befinden.

Der Nutzen beschränkt sich vor allem in Fachkreisen nicht auf Höflichkeitsfloskeln im Ausland. Wenn zum Beispiel die Ausgabe eines Fachmagazins vom Deutschen ins Englische übertragen wird, stehen schnell eine Million human übersetzter Sätze zur Verfügung. Und mit dieser Anzahl können Experten ein Programm bauen, das alle zukünftigen Magazine automatisch übersetzt. Der kleine elektronische Helfer denkt weiter. Gut zu wissen, aber irgendwie auch bedenklich.