Olympia 2012

Über 100 Sportler gingen Dopingjägern vor London ins Netz

Besonders in der Leichtathletik gibt es viele prominente Fälle. Sechs Athleten wurden durch den Blutpass erwischt.

London – Den Dopingfahndern sind im halben Jahr vor den XXX. Olympischen Sommerspielen weltweit mehr als 100 betrügende Sportler ins Netz gegangen, darunter auch einige internationale Kapazunder. In der Olympia-Kernsportart Leichtathletik gab es im London-Vorfeld zahlreiche Fälle, etliche davon betrafen Medaillenanwärter. Sechs der ertappten Leichtathleten wurden mittels indirektem Manipulationsnachweis durch den 2009 eingeführten Blutpass überführt und bis zu vier Jahre gesperrt.

Mit dem marokkanischen Marathonstar Abderrahim Goumri, der Peking-Olympia-Vierten Swetlana Kljuka sowie ihren russischen Landsfrauen Natalia Julamanowa (Marathon-Europameisterin) und Jewgenia Zinurowa (800-m-Hallen-Europameisterin) fanden sich in dem Sextett auch vier Hochkaräter. Auch der Griechin Irini Kokkinariou und der Türkin Meryem Erdogan wurden verdächtige Blutwerte zum Verhängnis.

Diese sechs sind aber keineswegs die einzigen aus dem Leichtathletik-Lager, die kürzlich aus dem Verkehr gezogen worden sind. Auch Goumris Landsfrau, die 1.500-m-Jahresweltbeste Mariem Selsouli, der griechische Hallen-Hochsprung-Weltmeister Dimitrios Chondrokoukis, Ungarns Diskuswurf-Asse Robert Fazekas und Zoltan Kövago (Test verweigert) tappten in die Falle der in Olympia-Jahren stets besonders eifrigen Dopingjäger.

Außerdem versuchten die US-Sprinterin Debbie Dunn, der griechische Speerwerfer Gervasios Filippidis sowie die beiden Hindernisläufer Nordine Gezzar (FRA) und Angel Mullera (ESP/Dopingverdacht), ihren Olympia-Traum mit Hilfe verbotener Substanzen zu verwirklichen. Positiv ausgefallene Nachtests von der WM 2011 machten die angestrebten London-Teilnahmen von Inna Eftimowa (BUL), Natalja Tobias und Antonina Jefremowa (beide UKR) hinfällig.

Eftimowa wurde die Einnahme von synthetischem Wachstumshormon nachgewiesen. Ihr könnten weitere Athleten folgen, gilt die bisher nur äußerst schwer nachweisbare Substanz doch als häufig verwendetes Dopingmittel. Rechtzeitig ab Olympiabeginn kommt nun weltweit ein neues, besseres Nachweisverfahren zum Einsatz. Zudem ist das Test-Netz bei den Sommerspielen besonders engmaschig. Es sind mehr als 5.000 Kontrollen geplant, die auch für etwaige Nachkontrollen acht Jahre eingefroren werden können.

Leichtathletik-Negativschlagzeilen gab es kurz vor den London-Spielen dann ausgerechnet auch noch aus der bisher nahezu unbescholtenen Läufer-Großmacht Kenia. Positive Tests von Ronald Kipchumba bei seinem zweiten Platz im Linz-Marathon im April und weiteren drei Straßenlauf-Assen aus dem ostafrikanischen Land wurden kürzlich publik. Das Quartett stand allerdings nicht in Kenias Olympia-Kader.

Im Radsport wurde kurz vor den Sommerspielen mit Fränk Schleck ebenfalls ein großer Name vorläufig aus dem Verkehr gezogen. Neben dem Luxemburger musste auch der Franzose Remy Di Gregorio die Tour de France wegen Dopingverdachts vorzeitig beenden und fehlt daher auch bei Olympia. Denis Galimsjanow (RUS), Iwailo Gabrowski (BUL) und Rasa Leleivyte (LIT) sind kleinere Fische, denen in den vergangenen Monaten Dopingsubstanzen nachgewiesen wurden.

Das gleichfalls unter Doping-Generalverdacht stehende Gewichtheben verzeichnete mit den EM-Medaillengewinnern Fatih Baydar, Ibrahim Arat (beide TUR), Michail Awdejew (BLR) sowie der ukrainischen Olympia-Silbermedaillengewinnerin Olga Korobka weitaus prominentere Ausfälle.

Im Schwimmer-Lager sind unter anderem die chinesische Ex-Weltmeisterin Li Zhesi und der Brasilianer Glauber Silva zum Zuschauen gezwungen. Für die britischen Gastgeber setzte es durch die Sperre von Ringerhoffnung Myroslav Dykun einen Tiefschlag. Im rot-weiß-roten Olympia-Team gab es hingegen nichts zu beanstanden. (APA)