Standort Tirol

Berger fährt mit Umsatzplus, Auslagern bleibt Thema

Bei der Tiroler Berger-Gruppe bleibt der Fahrzeugbau ein Sorgenkind. Je nach Ausgang der Causa Unterer droht auch Berger mit Ausflaggen.

Von Max Strozzi

Radfeld –Die Radfelder Transport- und Logistikgruppe Berger mit 320 Mitarbeitern hat im vergangenen Jahr den Gruppenumsatz – Logistik, Fahrzeugtechnik, Werkstatt – auf 115 Mio. Euro geschraubt. Heuer rechnet Berger-Geschäftsführer David Gulda mit einem Anstieg auf 120 bis 125 Mio. Euro. Sorgenkind bleibt die Fahrzeugtechnik: Die Sparte schrieb im Vorjahr 2,1 Mio. Euro Verlust (EGT), die Eigentümer mussten 3 Mio. Euro Kapital zuschießen.

„In der Fahrzeugtechnik haben wir Mühe“, bestätigt Gulda. „Von 2010 auf 2011 haben wir mehr Fahrzeuge abgesetzt und den Umsatz verdoppelt, aber ist es nicht gelungen, entsprechende Preise zu erzielen. Wir sind aber mit dem Produkt auf dem richtigen Weg“, ist Gulda überzeugt. 2010 hatte Berger einen leichteren Sattelauflieger auf den Markt gebracht, der es Frächtern erlaubt, mehr Nutzlast zu transportieren. „Frachtunternehmen verdienen aber derzeit wenig Geld, können nur beschränkt investieren“, so Gulda. Auch 2012 sei angesichts der allgemeinen Wirtschaftslage ein Minus in der Sparte budgetiert. „2013 werden wir uns bemühen, in der Sparte Fahrzeugtechnik ausgeglichen zu bilanzieren.“

Gewachsen ist 2011 die Logistiksparte, das größte Standbein der Gruppe. Der Umsatz stieg um 10 % auf 92 Mio. Euro, heuer werden 100 Mio. Euro angepeilt. „Fast 50 % des Logistik-Umsatzes erwirtschaften wir in Überseemärkten, damit sind wir von der Krise in Europa weniger betroffen“, schildert Gulda: „Zudem konzentrieren wir uns auf Branchen, die kaum Konjunkturschwankungen ausgesetzt sind, wie Getränke und Nahrungsmittel: Öl oder Wein werden auch in der Krise konsumiert.“ Zufrieden sei er auch mit der Entwicklung der Sparte Werkstatt.

Das 2011 angekaufte 5300-m²-Areal am Bahnhof Wörgl werde indes innerhalb der nächsten 3 bis 5 Jahre bebaut. Hauptzweck sei ein neues Bürohaus für den Logistikbetrieb. In das angemietete Gebäude am jetzigen Standort in Radfeld ziehe dann die Fahrzeugtechnik-Verwaltung ein. „Bis dahin sollte die Sparte erfolgreich sein“, so Gulda.

Nachdem bekannt wurde, dass die Sozialversicherung das Unterländer Transportunternehmen Unterer wegen möglicher Abgabenprobleme prüft, ist in Tirol das bei Frächtern oft praktizierte „Ausflaggen“ wieder aufgeflammt. Dabei handelt es sich um das Verlagern der Lkw-Flotte nach Osteuropa. Der Ausgang der Causa könnte Folgen für die Branche haben. Auch Gulda verfolgt die Entwicklung „mit Interesse“. Als einer der wenigen Tiroler Frächter hat Berger seine Flotte von 101 Lkw in Österreich angemeldet, mitsamt den 115 Fahrern. Gulda könne „nachvollziehen, dass Unternehmer ausflaggen. Denn es ist unmöglich, mit den Arbeitskosten aus Österreich – hier meine ich nicht die Löhne der Fahrer, sondern die Abgaben – mit anderen Ländern zu konkurrieren“.

Bei Berger sei das Thema Ausflaggen vor Jahren geprüft worden. „Wir waren der Meinung, dass ein solcher Schritt zu sozialversicherungsrechtlichen Unwägbarkeiten führt, und haben entschieden, es nicht tun.“

Ad acta gelegt ist das Thema aber nicht. „Sollte nun die Ausflaggungsfraktion Recht bekommen, muss das für alle gelten. Dann müssen auch wir uns fragen, ob wir das künftig anders machen“, warnt Gulda. Der eigene Fuhrpark schreibt seit 10 Jahren Verluste. „Es ist nicht lustig, jedes Jahr in die Sparte Geld zu stecken. Damit ein Berger-Lkw mit Tiroler Kennzeichen fährt, müssen wir bis zu 600 Euro im Monat zuschießen. Und das bei 100-prozentiger Auslastung.“