A-Schein neu: Komplex & teuer
Ab 19. Jänner kommen unter 24-Jährige nur noch stufenweise zum Motorradführerschein der Klasse A. Eine wichtige weitere Änderung: Alle rosa Scheine werden teurer.
Von Elke Ruß
Innsbruck –Das nächste Jahr bringt den Stufenführerschein beim Motorrad und damit verwirrende Änderungen: Mit 19. Jänner wird nämlich die 3. EU-Führerscheinrichtlinie im österreichischen Recht gültig. Damit steigt auch das Mindestalter für den Direkteinstieg in die schwere Motorradklasse von 21 auf 24 Jahre.
Wer vor dem 24. Geburtstag noch den A-Schein erwerben will, müsse sich beeilen, drängt die Fachvertreterin der Tiroler Fahrschulen, Elisabeth Greiderer aus Lienz. „Im Winter ist der Motorradführerschein nicht möglich. Viele glauben, dass es reicht, mit der Theorie zu beginnen und die Praxis im Frühjahr zu machen. Aber es gibt keine Übergangsregelung. Wer bis 18. Jänner Prüfung und Schein nicht hat, für den ist es zu spät“, betont Greiderer.
Wer diese Frist versäumt oder unter 21 ist, kann den Motorrad-Schein für alle Zweirad-Klassen nur noch schrittweise machen: Neben dem Mopedführerschein (AM) gibt es dann die Klassen von A1 (ab 16 Jahren) über A2 (ab 18) bis A (ab 20 bzw. beim Direkteinstieg ab 24 Jahren).
Hinter den Änderungen vermutet Greiderer auch Interessen der „Wirtschaft und Motorrad-Lobby. Wer zuerst A1 und A2 macht, wird nicht warten, sondern sich gleich eine leichtere Maschine und später eine stärkere kaufen.“ So würden mehr Motorräder verkauft. Für die Fahrschulen bedeute die Änderung einen Mehraufwand und Investitionen in den Fuhrpark.
Argumentiert wird der Stufenführerschein primär damit, dass vor allem junge Burschen als Lenker (auch im Pkw) zur Selbstüberschätzung und riskantem Imponierverhalten neigen. Durch den Stufenführerschein würden sie schrittweise an die schweren, PS-starken Motorräder herangeführt, sie hätten dann mehr Praxis und seien vernünftiger. Greiderer wendet ein, „dass ich dann aber schon mit 16 ohne Beschränkung mit einer 125er-Maschine fahren darf“. Insgesamt werde die Ausbildung aber „umfangreicher und strenger“: Vorgeschrieben ist nicht nur das Fahrsicherheitstraining beim ersten A-Klasse-Schein. „Jetzt kommt noch eine Feedback-Fahrt dazu.“ Auf Fahrlehrer-Seite müsse ein Zusatzmodul Gefahrenmanagement absolviert werden.
Die Idee, langsam an sehr leistungsfähige Maschinen herangeführt zu werden, findet Andreas Heis, der Direktor des ÖAMTC Tirol, „nicht schlecht“. Auch er teilt aber Bedenken, „einen 16-Jährigen schon mit einem relativ schnellen Gerät fahren zu lassen. Wenn man aber an die frisierten Mopeds denkt, ist es mir lieber, sie wären legal unterwegs.“ Positiv an stärkeren Geräten findet er auch, dass deren Lenker „im Verkehr besser mitschwimmen können.“ Heis denkt z. B. an die Haller Straße: Mit Tempo 40 provoziere ein Moped dort ständig Überholmanöver.
Dennoch: „Wenn plötzlich ein Verkehrsmittel oder eine Teilnehmergruppe auf der Straße ist, die es vorher nicht gab, wird es Unfälle geben“, sagt Greiderer. Eine seriöse Beurteilung des Stufenführerscheins sei daher erst nach einigen Jahren möglich.
Als Vorteil hebt Greiderer hervor, dass „man künftig mit dem L17 den A1 gleich mitmachen kann. Das ging bisher nicht, weil das Mindestalter nicht passte.“
Zu den Kosten für die neuen Scheine erklärt die Vertreterin der Fahrschulen: „Es gibt noch gar keinen Preis für den A1, weil die genaue Durchführungsverordnung erst beschlossen wird. Er wird aber teurer sein als der Mopedschein, weil man mehr Stunden und einen Computerführerschein machen muss.“
Teurer wird übrigens jeder Führerschein: Die Prüfgebühren werden teilweise fast verdoppelt (siehe Kasten). Das Ausmaß überrascht auch Heis, er denkt „an die jungen Leute mit wenig Geld“.