Einmal um die ganze Welt

Matt Harding tanzt wieder - von Dresden über Kabul bis Nordkorea

Er ist kein guter Tänzer, doch mit Tanzvideos an exotischen Orten ist der Amerikaner Matt Harding weltweit bekannt geworden. Millionen Fans schauen seinen neuen Schritten in Afghanistan, Nordkorea und Syrien im Netz zu.

Von Barbara Munker, dpa

San Francisco – Irak, Nordkorea, Syrien, Afghanistan - mit diesen Stempeln im Reisepass tanzt Matt Harding aus der Reihe. Tatsächlich sind es Tanzschritte, die den 35-jährigen Amerikaner rund um die Welt, teils in exotische und wenig besuchte Länder führen. „Ich weiß, dass ich die Zahl Hundert überschritten habe. Seither zähle ich nicht mehr genau mit“, verriet der Weltenbummler von seinem Wohnort in Seattle (US-Bundesstaat Washington) der Nachrichtenagentur dpa.

Mehr als fünf Millionen Fans

Auf seiner Webseite mit dem treffenden Namen www.wherethehellismatt.com (Wo zum Teufel steckt Matt) lud er in diesem Sommer sein viertes weltumspannendes Video hoch. „Dancing 2012“ zeigt den stämmigen Tänzer in über 40 Ländern, von Saudi-Arabien über Ruanda und Russland bis nach Bali und Nordkorea. Mehr als fünf Millionen Fans haben das knapp fünfminütige Video im Internet bereits angeklickt.

Beim Internet-Portal YouTube schwärmen Tausende von Nutzern in Kommentaren von Hardings Charme, seine simplen Schritten und der ansteckenden Tanzidee. „Tolles Video. Vielleicht wird es die Welt verbessern“, schrieb kürzlich ein Fan aus München. „Danke! Das ist großartig! Mit tut es nur leid, dass ich dich in Köln verpasst habe“, bemerkte ein Fan aus Köln.

Jonglieren statt Tanzen in Afghanistan

Harding tanzte schon in München, Dresden, Berlin und Köln, auf dem Machu Picchu in Peru, in der Antarktis, mit Eingeborenen in Papua- Neuguinea, unter Wasser am australischen Barrier Reef und mit Dorfkindern in Ruanda. Aufsehen erregt er diesmal mit den Ländern, um die Touristen gewöhnlich einen Bogen machen.

„Nordkorea war total einfach“, versichert Harding. Er hätte den Trip bei einem Reiseveranstalter gebucht. Dort habe er sogar einen Soldaten zum Lächeln und Dutzende Nordkoreaner zum Tanzen gebracht. Für den Irak brauchte er nicht mal ein Visum, nach Saudi-Arabien reiste er mit Hilfe eines Mitglieds der königlichem Familie ein. In einem Dorf in Afghanistan wandte er sich an eine Gruppe, die Kindern Jonglieren und Akrobatik beibringt. „Tanzen ist dort verboten, deshalb jongliere ich mit den Kindern“, erklärt Harding.

„Diese Bilder sind das Gegenteil von dem, was wir Abends in den Nachrichten sehen. In diesem Ländern passiert so viel anderes, was wir gewöhnlich nicht zu Gesicht bekommen. Vielleicht kann ich Betrachter inspirieren und ihre Neugier wecken, selber auf Entdeckungsreise zu gehen“, sagt der Hobbytänzer.

Vierte tanzende Weltreise

Zum Berufsfilmer wurde er durch einen Zufall. Der frühere Computerspiel-Designer warf 2003 seinen Job hin und ging auf Weltreise. Ein Freund stiftete ihn an, vor Sehenswürdigkeiten ein Tänzchen aufzuführen. Das Video vom Reiseblog fand seinen Weg auf YouTube, eine Kaugummifirma wurde aufmerksam. „Dancing Matt“ reiste auf Kosten des Sponsors 2006 ein zweites Mal tanzend und filmend um die Welt. Bei seiner dritten Aktion zwei Jahre später hopste er nicht mehr alleine, sondern holte Einheimische hinzu.

Mitstreiter gibt es reichlich. „Wenn ich ein wirklich guter Tänzer wäre, hätten die Leute vielleicht Angst“, meint Harding. „Die merken sofort, dass ich keine Probleme damit habe, mich lächerlich zu machen.“ Für sein viertes Video feilte der Amerikaner an seiner Tanztechnik und ließ sich landestypische Rhythmen und traditionelle Schritte beibringen. Er gibt den Takt vor und Dutzende Menschen bewegen sich mit, die Musik wird erst am Ende beim Schnitt unterlegt.

Tanz mit Sohn Max im eigenen Garten

Seine letzte Reise zahlte er aus eigener Tasche, um seine Ziele völlig frei aussuchen zu können. Einige Länder stehen noch auf seiner Wunschliste. „Ich möchte unbedingt in den Iran reisen, doch das ist sehr kompliziert. Ich müsste eine Garantie haben, dass es für mich und für meine Mittänzer dort sicher ist.“

Die nächste Weltreise steht noch in den Sternen. Harding sucht nach einer neuen Idee, zudem halten ihn Freundin Melissa und ein junger Mittänzer zu Hause. Mit Söhnchen Max, inzwischen 14 Monate, auf Matts Schultern im heimischen Garten in Seattle klingt das Tanzvideo aus.