Mutter Teresa: Der „Engel der Armen“ starb vor 15 Jahren
Die kleine Frau im weißen Sari setzte sich unerschrocken für die Ärmsten der Armen ein. Mutter Teresa rief weltweit Schulen, Hospize, Waisenhäuser, Lepra-Stationen, Suppenküchen, Obdachlosenheime und Jugendzentren ins Leben.
Kalkutta - „Heiligkeit ist kein Luxus für wenige, sondern eine einfache Pflicht für jeden von uns“ - Nach dieser Lebensmaxime handelte Mutter Teresa von Kalkutta. Die kleine Frau mit dem großen Herzen, deren jahrzehntelanger selbstloser Einsatz für die Ärmsten der Armen 1979 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, ist am 5. September 1997, kurz nach ihrem 87. Geburtstag gestorben.
Am 26. August 1910 als Kind einer albanischen Familie im damals osmanischen Skopje geboren, gründete Agnes Bojaxhiu 1949 in Indien die Kongregation der „Missionarinnen der Nächstenliebe“, die Tausende Mitglieder in 400 Niederlassungen in aller Welt hat. Ihr Werk hat mittlerweile in über 130 Ländern Fuß gefasst.
Trotz schwerem Herzleiden schonte sich die greise katholische Ordensfrau nicht. In rastlosem Einsatz bemühte sie sich um die Ausgestoßenen dieser Welt, um Aids- und Leprakranken, Drogensüchtige und in Einsamkeit Sterbende. Ihre Schwestern sind heute an allen Brennpunkten tätig. Besonders großen Erfolg erntete Mutter Teresa in Albanien, das ihr 1994 die Staatsbürgerschaft verlieh und ihr sogar den höchsten Orden des Landes widmete. Im ärmsten Land Europas errichtete sie schon 1991 fünf Häuser für Notleidende.
Zahlreiche prominente Persönlichkeiten aus aller Welt besuchten Mutter Teresa, wie Hillary Clinton, die US-Außenministerin, mit ihrer Tochter und die tödlich verunglückte britische Prinzessin Diana. Die Prinzessin von Wales hatte die Wirkungsstätten von Mutter Teresa in Kalkutta 1992 besucht und die Ordensfrau später bei verschiedenen Anlässen getroffen. Die beiden Frauen einte ihr Engagement für die Bedürftigen und Leidenden.
Agnes Bojaxhiu zog es schon mit 18 Jahren nach Indien. Dort waren die Schwestern der irischen Loreto-Gesellschaft tätig, bei denen sie Aufnahme fand. An das Noviziat in Darjeeling schloß sich eine Lehrerinnenausbildung an, bevor sie an der St. Mary‘s High School in Kalkutta Geographie, Geschichte und Religion unterrichtete.
Fast 20 Jahre arbeitete sie dort, aber die innere Unruhe ließ sie nicht los. „Gott rief mich“, sagte sie. Ihre neuen Klostermauern sollten die Slums von Kalkutta werden. Eine zweijährige Auseinandersetzung mit der kirchlichen Obrigkeit folgte, bis Mutter Teresa die Kutte mit dem traditionellen indischen Sari vertauschen konnte und ihr Ziel erreichte. Die zierliche Frau holte die Sterbenden vom Straßenrand weg, um ihnen einen Tod in Würde zu ermöglichen.
Kritik ist Mutter Teresa jedoch nicht erspart geblieben. So wurde ihr vorgeworfen, daß sie wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Verhältnisse, die Not und Armut produzieren, durch ihren asketischen Kampf geradezu auf eine religiös-unantastbare Ebene hebe.
Sie beruhige „das schlechte Gewissen der Reichen“ und erhalte nur deshalb Abermillionen an Spendengeldern. Durch ihren subjektiv von lautersten Motiven getragenen Einsatz verhindere sie objektiv, daß der „Skandal des produzierten Hungers“ in der Dritten Welt sichtbar werde.
Dem Vorwurf einer „unpolitischen Haltung“ begegnete Mutter Teresa stets mit dem Hinweis, der notleidende Mensch könne nicht auf die Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse warten. Man könne immer nur einem Menschen helfen.
Sechs Jahre nach ihrem Tod wurde Mutter Teresa seliggesprochen. Papst Johannes Paul II. hatte zwei Dekrete unterzeichnet, in denen der Ordensfrau „heldenhafte Tugenden“ und ein Wunder bescheinigt werden. So soll eine 30-jährige Inderin durch Gebete der Missionarinnen der Nächstenliebe 1998 ein Jahr nach dem Tod von Mutter Theresa den Darmkrebs besiegt haben. (tt.com, APA, AFP)