Frank Stronach – Der „Bauernbua“ macht mit 80 noch die Regeln
„Wer das Gold hat, macht die Regeln“: Frank Stronach will mit einer eigenen Partei bei kommenden Wahlen in Österreich antreten. Heute feiert der austro-kanadische Multimilliardär seinen 80. Geburtstag.
Wien – Frank Stronach ist Aufmerksamkeit gewohnt. Kaum eine Parteigründung aus dem Nichts heraus hat in der Zweiten Republik derart viel Interesse geweckt, wie die des austro-kanadischen Multimilliardärs. Denn seine „Goldene Regel“ scheint der „normale steirische Bauernbua“ auch noch mit 80 weiter zu leben: „Wer das Gold hat, macht die Regeln.“ Am Donnerstag feiert Stronach Geburtstag, offizielle Feierlichkeiten sind laut seinem Sprecher nicht geplant.
Lange hatte es in der Gerüchteküche gebrodelt, Anfang August verkündete es Stronach offiziell: Der gelernte Werkzeugmacher aus der Steiermark, der es in Kanada zum Selfmade-Milliardär schaffte, will mit einer eigenen Partei bei kommenden Wahlen in Österreich antreten. Es spricht für sein autoritäres Selbstverständnis, dass er sich gleich selbst zum Spitzenkandidaten erkor. Ebenso, dass er sich in einem ORF-Interview über kritische Fragen brüskierte: „Sie wollen streiten mit mir?“ Es wäre doch angebracht, „dass der ORF mir mehr Respekt erweist“, ließ er wenig später wissen.
Ausgewanderter Strohsack kehrte als Geldbringer Stronach zurück
Respekt hat Stronach durchaus verdient, zählt er neben Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz zu jenen österreichischen Wirtschaftspropheten, die ihre Heimat erst verlassen mussten, um schließlich aus dem Ausland als umschwärmter Heils- und Geldbringer zurückzukehren. In der Steiermark am 6. September 1932 als Franz Strohsack geboren, war er in den 50er Jahren nach Kanada ausgewandert. In der Tasche hatte er angeblich 200 Dollar. In einer kleinen Autowerkstatt in Toronto fand er seinen ersten Job. Sein erstes Unternehmen Multimatic hatte zunächst nur einen Mitarbeiter: Stronach selbst.
1967 gründete Stronach den Autozulieferer Magna. Der Aufstieg begann. Mit Armaturen, Bremsen und anderem Zubehör setzte er bis Ende der 70er Jahre bereits 150 Mio. Dollar im Jahr um, inzwischen hat der Branchenriese 107.000 Mitarbeiter in 286 Produktionsstätten und 88 Entwicklungszentren in 25 Ländern. Der Ehrgeiz des Firmenchefs reicht schon lange über die Produktion von Autoteilen hinaus.
„Eine Art Genie und dabei auch immer ein bisschen Clown“
Es wäre fast schon untertrieben, Stronach als schillernde Unternehmerpersönlichkeit zu beschreiben. Sein Biograf Wayne Lilley urteilte über ihn: „Er ist eine Art Genie und dabei auch immer ein bisschen Clown, alles auf einmal.“ Die „New York Times“ schrieb über ihn: „Stronachs herrschaftlicher und oftmals sprunghafter Managementstil hat seine Aktionäre mal bereichert, mal verschreckt.“ In Kanada zählt Stronach zu den bekanntesten Unternehmern.
Stronach fand auch Zeit, von 1999 bis 2005 als Präsident der Fußball-Bundesliga zu amtieren. Von 2001 bis 2008 unterstützte er zudem den FK Austria Wien, danach war er bis 2011 Präsident des SC Wiener Neustadt. Den SK Sturm Graz sponserte Stronach nicht nur, er ist auch Trauzeuge des Ex-Präsidenten Hannes Kartnig - und war ebenso Zeuge in dessen Prozess wegen Abgabenhinterziehung. In Graz lässt Magna von seiner Tochterfirma Steyr-Daimler-Puch Autoteile herstellen, im niederösterreichischen Oberwaltersdorf hat er die Nobelwohnsiedlung „Fontana“ aus dem Boden gestampft, wo auch die Zentrale von Magna Europa liegt.
Viele Projekte wenig erfolgreich
Der stets braun gebrannte Kunstmäzen Stronach inszeniert sich gerne als Erfolgsmensch, der weltweite Absturz der Wirtschaft hat freilich auch ihn hart getroffen. Und auch Übernahmepläne gingen nicht immer auf: Ein halbes Jahr nach dem Scheitern eines Einstiegsversuchs bei Chrysler musste der Zulieferer Magna International auch beim Kauf der europäischen GM-Tochter Opel 2009 eine Schlappe hinnehmen.
Im Mai 2010 verkaufte Frank Stronach sein kontrollierendes Aktienpaket an die anderen Aktionäre und legte die Funktion des Chairman zurück. Eine Abfertigung von rund 1 Mrd. US-Dollar wurde von Aktionären als zu hoch kritisiert und auch juristisch bekämpft. Danach versuchte sich Stronach – mehr oder weniger erfolgreich – an weiteren Projekten. Ein österreichischer Erlebnispark in Form einer Megakugel scheiterte ebenso wie ein riesiges Hotelprojekt am Wörthersee und „Frank‘s Energy Drink“. Zudem ist er Eigentümer mehrerer Pferderennbahnen und Rennpferdezüchter. Das „Magna Racino“ in Österreich entpuppte sich jedoch als finanzielles schwarzes Loch.
Politiker-Pläne bereits einmal gescheitert
Stronachs Versuche, in der Politik Fuß zu fassen, sind bereits einmal gescheitert. Ende der 1980er trat er für die kanadische Liberal Party an („Let‘s be Frank!“) und erlitt eine Niederlage. Seine Tochter wurde immerhin kanadische Ministerin. In Österreich versuchte Stronach erfolglos, die Voestalpine zu kaufen. Sein Magna-Konzern galt im Gegenzug jedoch seit jeher als Auffangbecken für Politaussteiger. So durften unter anderem etwa Peter Westenthaler und Karl-Heinz Grasser eine Zeit lang bei „Onkel Frank“ jobben.
Ganz offen wilderte Stronach in letzter Zeit auch durch die heimische Politlandschaft und bot mehreren Mandataren eine Aufgabe in seiner Partei an. Zumindest viermal wurde er im Parlament bereits fündig - überwiegend beim BZÖ. (APA)