Der Tiroler Schmäh auf „hinterarlbergerisch“
Der Arlberg trennt zwei Welten. Der Kabarettist Markus Linder kennt beide Seiten und er lässt uns an seinen Erkenntnissen teilhaben – gottlob!
Von Hubert Trenkwalder
Axams –Mit seinem neuen Programm hat der Kabarettist Markus Linder den Nagel auf den Kopf getroffen. Ausverkaufte Häuser zu Beginn dieses Jahres im „Ländle“, das machte dem gebürtigen Vorarlberger natürlich Lust auf mehr. Seine Programme der vergangenen Jahre zeigten ohnehin, dass der Weg eindeutig nach oben führt.
Sich auszuprobieren, mit namhaften Regisseuren zu arbeiten, die eigenen Stärken auf der Bühne zelebrieren, es hat sich ausgezahlt, an sich zu arbeiten.
Ein Entertainer und Musiker aus Passion, eigentlich schon eine Institution im Tiroler Land und darüber hinaus Initiator und Präsentator der New Orleans Festivals in Innsbruck und Bregenz, das ist Markus Linder schon seit jeher.
Doch das Kabarett ist sein eigentliches Liebkind und umso größer seine unbändige Freude über den Erfolg von „Hinterarlberger“. Seine Betrachtung des westlichen Österreichs öffnet die Augen der Zuseher, seine musikalische Vielfalt und die meist kalkulierte, manchmal jedoch unverfälschte Tolpatschigkeit öffnet deren Herzen.
Nur nebenbei sei erwähnt, dass Markus Linder nun auch als Schauspieler für Beachtung sorgt. Als Priester Anton Prinz werkelt der multitalentierte Rhythm-and Blues-Linder in der Serie „Vier Frauen und ein Todesfall“ herum, als „Häuserin“ unkonventioneller Herkunft die großartige Wahl-Tirolerin Gail Anderson. Die nächsten 10 Folgen – mit zunehmendem Textanteil – sind schon abgesegnet.
Worum geht‘s im neuen Kabarett, Herr Pfarrer? „Es gibt zwei große Themen: Die Begriffsverwirrung um Vor- und Hinterarlberg und auf welcher Seite des Arlbergs ich mich eigentlich befinde, meine Integrationsversuche im heiligen Land Tirol und nebenbei präsentiere ich auch in relativ kurzer Zeit von gut zwei Stunden die 10.000 schönsten Liebeslieder der Welt.“
In Vorarlberg habe er sehr viel von den Tirolern erzählt, nun müsse man halt den Tirolern die westlichen Nachbarn näherbringen.
Was denn der Unterschied sei zwischen den beiden Nachbar-Völkchen, ist für Linder schnell erklärt: „Der Vorarlberger ist verlässlich und sparsam, dadurch aber auch ein bisschen spröde. Allein in der Konversation spürt man das Sichbeschränken auf das Wesentliche.“ Im Gegensatz zum Tiroler, dessen Liebe zum Pathos den großen Mann aus dem Ländle fasziniert.
Man erkenne schon an den Landeshymnen, auch an den heimlichen, die Unterschiede. „Dem Land Tirol die Treue“ erfahre man – nicht nur im Festzelt – als martialische Liebeserklärung an Heimat und Treue, die Vorarlberger karikierten sich mit Bilgeris „Oho, Vorarlberg“ sogar in solchen Fällen selbst.
Offensichtlich hört beim Tiroler – könnte man meinen – beim Heimatlied der Spaß auf. Aber nicht im Kabarettprogramm des „Hinterarlbergers“, für welches Markus Linder im März bei den Appenzeller Kabarett-Tagen mit dem Kabarettpreis „De goldig Biberflade“ ausgezeichnet wurde.
Der Startschuss erfolgt für Linders neues Programm im Treibhaus am 14., 21. und 27. September, danach geht‘s durch die Tiroler Bezirke. Informationen und Termine: www.markuslinder.at.