„Wenn der Glaube Berge versetzt“
Dem Südtiroler Oswald Sattler glaubt man alles aufs Wort, auch seine sakralen Lieder!
Von Hubert Trenkwalder
Kastelruth –Der ehemalige Kastelruther Spatz Oswald Sattler ist, wenn man so will, ein Vorreiter. Seine sakralen Lieder haben ihm, und später so manch anderem Interpreten, eine neue Bühne geschaffen. Kirchenkonzerte, die den volkstümlichen Schlager um eine Facette reicher gemacht haben. Doch Glauben und Unterhaltung zu verbinden, scheint eine gefährliche Sache zu sein, wer bezahlt schon gerne Eintritt, um ein Gotteshaus zu betreten und Schlagern zu lauschen? Versetzt der Glaube auch die Südtiroler Berge?
Die Grundvoraussetzung, einen solchen Weg zu beschreiten, ist absolute Glaubwürdigkeit des Protagonisten. Und die besitzt Oswald Sattler zweifellos! Die Ruhe in Person, die ist er, als Kollege hinter und als Künstler auf der Bühne, ein Mensch, der mit sich selbst im Reinen ist.
Man erzählt gern die Geschichte, als ihn seine Plattenfirma anrief, es sei wieder Zeit für ein neues Poster, man wolle einen Fototermin arrangieren, und Oswald antwortete: „Ich kann euch versichern, das braucht es nicht, ich sehe noch genau so aus wie letztes Jahr.“
Nach seiner erfolgreichen Zeit an der Seite Norbert Riers bei den Kastelruthern ging er neue Wege. Seit 1996 auf Solopfaden, war da nicht die Angst zu Beginn groß, von den Fans nicht angenommen zu werden?
Sattler: „Ich habe mir eigentlich die Frage am Anfang gar nicht gestellt, denn ich dachte nicht daran, ob ich Erfolg haben werde oder nicht. Vielmehr wurde ich von Leuten angesprochen und gefragt, ob ich wieder singe. Und dann dachte ich mir einfach: Warum nicht? Und los ging‘s.“
Was ist er nun, der Oswald, Sänger, Musiker oder doch einfach ein Südtiroler Landwirt?
„Selbstverständlich Landwirt. Ich bin in der Natur aufgewachsen, und da fühl‘ ich mich zuhause. Wenn ich ab und zu Auftritte und Musik mache, dann ist das eine schöne Abwechslung.“
Man glaubt ihm den tief religiösen Menschen mit einem natürlichen Zugang zu Gott und zum Gotteshaus: „Als ich aufgewachsen bin, war es selbstverständlich, dass man sonntags in der Früh und nachmittags zur heiligen Messe gegangen ist. In meiner Kindheit wurde oft gebetet.“ Und der Gesang in der Kirche sei schon immer etwas Einzigartiges gewesen. „Ich fühle mich als ruhiger Mensch einfach in der Kirche wohler als im lauten Gedränge.“
Die jungen Leute sehen die Dinge heute anders, das weiß auch Sattler. „Ich würde sagen, jede Generation hat ihre Wertvorstellungen und der Glaube war immer schon da. Es ist oft nur die Frage, wie man das den jungen Leuten vermittelt. Aber im Grunde genommen ist, was die Religion betrifft, jeder Mensch auf seine Art neugierig. Es ist wichtig, dass man die Antworten so gibt, dass die Neugierde nie abbricht.“
Gibt es im Herbst seiner Karriere noch Träume und Ziele? „Ich habe mir im Leben eigentlich nie große Ziele gesetzt, sondern eher alles auf mich zukommen lassen. Wenn es so weitergeht, bin ich ein glücklicher Mensch.“
Nach einem Gespräch mit dem singenden Kastelruther Landwirt hat man das Gefühl, selbst ein bisschen ruhiger zu sein. Und selbst als Nicht-Kenner von sakralem Schlager erlangt man die Gewissheit, dass man sich einmal auf dieses Abenteuer einlassen sollte.
Lieder aus seinem Album „Wer glaubt, ist nie allein“ präsentiert Oswald Sattler seit 12. September, Termine gibt es auf www.oswaldsattler.com.