Syrien

Syrische Kampfjets bombardierten Aleppo, Rot-Kreuz-Chef traf Assad

Auch in Damaskus wurden am Dienstag Stadtteile beschossen. Der Chef des Internationalen Roten Kreuzes traf Assad.

Damaskus/Beirut – Syrische Kampfflugzeuge haben am Dienstag erneut Ziele in der nordsyrischen Metropole Aleppo und in ihrer Umgebung bombardiert. Dies berichteten Aktivisten aus der Region.

Aleppo ist seit eineinhalb Monaten zwischen den Truppen des Regimes von Bashar al-Assad und den Aufständischen heftig umkämpft. Ein syrischer Armeekommandant sagte im Staatsfernsehen, die syrischen Streitkräfte würden die Rebellen im Norden des Landes bald niederringen. Aktivisten zufolge beschossen die Regimetruppen in Damaskus die Stadtteile Tadamun und Al-Arbain mit Granaten.

Lebensmittel werden knapp

In umkämpften Vierteln Aleppos herrscht einem Aufständischen zufolge eine ernste Lebensmittelknappheit. Grundnahrungsmittel wie Eier, Reis und Milch seien in der Stadt praktisch nicht mehr aufzutreiben, sagte ein dortiger Kämpfer am Dienstag über Skype der Nachrichtenagentur AFP. Besonders die Einwohner der von Rebellen gehaltenen Bezirke seien gezwungen, die Produkte von Stadtteil zu Stadtteil zu schmuggeln. „Die Märkte sind fast leer“, sagte der Kämpfer.

Überall in den Straßen liege Müll, doch der anhaltende Beschuss zahlreicher Bezirke führe dazu, dass sich kaum jemand auf die Straße traue. Es sei außerdem schwierig, noch Gasflaschen aufzutreiben, sagte der Aufständische weiter und sprach von einer „kollektiven Bestrafung“ der Bevölkerung. „Wenn uns das Regime die Luft zum Atmen nehmen könnte, würde es auch das tun“, beklagte er.

Rot-Kreuz-Chef sprach mit Assad

Der Chef des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Peter Maurer, hat „positive Gespräche“ über die Ausweitung des humanitären Einsatzes in Syrien mit Präsident Bashar al-Assad geführt. Bei dem Gespräch am Dienstagvormittag in Damaskus sei der Schutz von Zivilsten und der Zugang zu Kranken- und Grundversorgung sowie Zugang zu Gefangenen besprochen worden, sagte der IKRK-Sprecher Hicham Hassan. Assad selbst begrüßte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana die humanitäre Arbeit des Roten Kreuzes in Syrien, so lange sich dieses „unparteiisch und unabhängig“ verhalte.

Maurer bemüht sich um einen besseren Zugang für Helfer zu der unter den Kämpfen leidenden Zivilbevölkerung. Die Situation für die Menschen habe sich rapide verschlechtert, hatte das IKRK im Vorfeld des Besuchs erklärt. Assad versucht seit eineinhalb Jahren einen gegen ihn gerichteten Aufstand mit Gewalt niederzuschlagen. Tausende Menschen wurden getötet, Hunderttausende sind vor den Kämpfen geflohen.

Russland erwog Abzug seiner Truppen

Die syrische Armee aktiviert indes nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters alle verfügbaren Reservekräfte. In den vergangenen 17 Monaten des Konfliktes sind viele Soldaten getötet worden oder desertiert. Ein Offizier, der von Reuters befragt wurde, sagte allerdings, nur die Hälfte der in den vergangenen Monaten einberufenen Reserven würden einrücken. Die syrische Armee hatte vor Beginn des Konfliktes eine Stärke von 300.000 Mann. Nach Angaben der Opposition wurden rund 6000 Soldaten getötet, Tausende dürfte geflohen sein. Jeder Syrer muss im Alter von 18 oder spätestens nach dem Studium für zwei Jahre einrücken, nach dem Dienst wird man automatisch Reservist.

Inzwischen wurde bekannt, dass auch die russischen Verbündeten Syriens im Sommer erwogen, ihre Truppen aus dem Land abzuziehen. Allerdings sei die Lage derzeit noch stabil genug, um die Truppen im Land zu lassen, heißt es laut der Nachrichtenagentur Interfax aus Militärkreisen. Die russische Marine unterhält eine Basis in der Hafenstadt Tartus, außerdem berät eine kleine Zahl russischer Militärspezialisten das syrische Regime. (APA/dpa/AFP/Reuters)