Berliner Kunsthaus unter Polizeischutz geräumt
Berlin – Das traditionsreiche Berliner Kunsthaus Tacheles ist am Dienstag nach jahrelangen Auseinandersetzungen friedlich geräumt worden. Di...
Berlin –Das traditionsreiche Berliner Kunsthaus Tacheles ist am Dienstag nach jahrelangen Auseinandersetzungen friedlich geräumt worden. Die verbliebenen Künstler übergaben dem Gerichtsvollzieher freiwillig die Schlüssel, die Räume wurden versperrt. „Wir weichen der Gewalt“, sagte Tacheles-Sprecherin Linda Cerna.
„Das ist Kunstraub unter Polizeischutz“, wetterte der langjährige Vereinschef und Konzeptkünstler Martin Reiter, als ein Dutzend Polizisten in dicken Schlagwesten den Gerichtsvollzieher ins Gebäude geleiteten. Die verbliebenen Künstler hatten angekündigt, auf „Gewaltfestspiele“ zu verzichten.
Die heruntergekommene Kaufhausruine in Berlin-Mitte war nach dem Fall der Mauer von ostdeutschen Künstlern besetzt und damit vor dem Abriss gerettet worden. Der letzte Eigentümer hatte das 25.000 Quadratmeter große Grundstück in ein mondänes City-Center verwandeln wollen, geriet aber in finanzielle Schieflage. Die HSH Nordbank will jetzt als Hauptgläubiger das Filetstück in Berlin-Mitte an einen neuen Investor verkaufen – allerdings ohne Tacheles-Künstler. „Wenn der Bürgermeister nicht will, dass wir eine Kulturstadt sind, dann ist das sein Bier und nicht meins“, sagte Reiter.
In dem über und über mit Graffiti bemalten, denkmalgeschützten Gebäude waren zuletzt noch etwa 40 bis 60 Künstler tätig. Auf der Suche nach Szene-Charme besuchten rund 400.000 Berlin-Touristen jährlich die Ruine. Zuletzt war sie wegen fehlenden Brandschutzes für die Öffentlichkeit gesperrt. (TT, dpa)