Interview mit Peter Schröcksnadel

„Der Sommer ist nicht mein Thema“

Peter Schröcksnadel (71), Präsident des Österreichischen Skiverbands, will sich trotz der Olympia-Pleite in London nicht als Vorsitzender einer Sommersport-Kommission zur Verfügung stellen. Dafür fehlen Zeit und Wille.

Innsbruck –Eben noch wurden Österreichs Sommersportler nach der Olympia-Pleite geprügelt, schon wendet sich Sportminister Norbert Darabos wieder dem Verteidigungsressort (Berufsheer?) zu. Davon, dass Ski-Zampano Peter Schröcksnadel als Vizepräsident des Österreichischen Olympischen Komitees dem Sommersport unter die Arme greifen soll, ist keine Rede mehr. Also kein Wechsel der Jahreszeiten, Herr Schröcksnadel?

Nach den erfolglos verlaufenen Olympischen Spielen in London hieß es, Sie würden auch im Sommersport das Zepter übernehmen ...

Schröcksnadel: Das stimmt so nicht. Der Sommer ist nicht mein Thema, ich kann gerne mitarbeiten und Anregungen geben, wenn es gewünscht ist.

Gab es Gespräche darüber, dass Sie als Vizepräsident des Österreichischen Olympischen Komitees einer Sommersport-Kommission vorsitzen könnten?

Schröcksnadel: Nein, es wurde nur allgemein geredet. Ich habe mit Sportminister Norbert Darabos vereinbart, dass wir uns einmal zusammensetzen. Ich kann ihm meine Erfahrungen und Unterstützung anbieten, für zusätzliche Arbeit habe ich zu wenig Zeit. Mein Hauptaugenmerk liegt beim Skiverband und der Ski-WM 2013 in Schladming.

Mit der Aussage über österreichische „Olympia-Touristen“ agierte der Sportminister während der Spiele denkbar ungeschickt.

Schröcksnadel: Ich bin dafür, dass man junge Leute mit Perspektive zu Olympia schickt, auch wenn diese nur 20. werden. Bei arrivierten Sportlern ist das was anderes – die muss ich für einen 20. Platz nicht mehr nominieren.

Wie betrachten Sie die Londoner Medaillenflaute im Rückspiegel?

Schröcksnadel: Es fehlte sicherlich auch am nötigen Glück. Ein vierter Platz setzt eine sehr gute Leistung voraus, da besteht immer auch die Chance auf eine Medaille, oft war Pech dabei. Das Ziel muss sein, dass wir auch mit Pech noch eine Medaille holen, nicht umgekehrt. Die Fehler sind aber nicht in der Gegenwart passiert, sondern in der Vergangenheit.

Schwimmer Dinko Jukic hat die Zustände in seinem Verband angeprangert. Was halten Sie von seiner teils überzogenen Wortwahl und der darauffolgenden Zehn-Monats-Sperre?

Schröcksnadel: Dazu möchte ich nichts sagen. Aber prinzipiell muss ein Verband dem Sportler dienen und diesen nicht nur für Wettkämpfe nennen. Der Sportler wird sich dem Verband gegenüber immer so verhalten, wie ihm dieser hilft und wie er diesen braucht.

Inwiefern könnten Sie dem Sommersport weiterhelfen? Schließlich handelt es sich um eine gänzlich andere Materie als im Winter.

Schröcksnadel: Egal welche Sportart, für die Führung eines Verbands gelten immer ähnliche Regeln, und außerdem: Von der Nordischen Kombination, einer sehr erfolgreichen Sparte in unserem Verband, habe ich auch nicht sehr viel Ahnung.

Wo muss man im heimischen Sport den Hebel ansetzen?

Schröcksnadel: Wie in einem Wirtschaftsunternehmen muss alles auf den Erfolg ausgerichtet sein, die finanzielle Basis stellt einen Eckpfeiler dar. Man sollte also Fachverbände gezielt stärken, aber im Gegenzug Leistung einfordern. Unser Skiverband bekommt nur in geringem Ausmaß für einzelne Projekte Förderungen, dafür operiert er unabhängig von Politik und Ausrüstern. Wir können Entscheidungen selbst treffen und müssen sie selbst verantworten.

Dieses Vorgehen scheint in Österreich nicht überall einfach ...

Schröcksnadel: Es geht darum, verkrustete und alte Strukturen aufzubrechen, aber das wird schwierig. Da spielen sehr viele Gewohnheiten mit, einer allein wird das Problem nicht lösen können. Und es braucht einen Konsens mit Regierung, Bundessport-organisation und Sportverbänden.

Wie viele Chancen hat ein kleines Land wie Österreich auf eine Sommersportmedaille?

Schröcksnadel: Jamaika ist auch ein kleines Land, die Erfolge wie jene von Usain Bolt geben den Verantwortlichen dort Recht. Wenn wir als Beispiel nehmen, wie viele Schützen wir in Österreich haben, müssten wir in diesem Sport eigentlich auch Weltklasse sein. Hier muss man sich die Frage stellen: Wie wird der Sport gefördert? Nach welchen Kriterien sucht man Talente?

Es hieß, Sie hätten bereits ein Zukunftspapier für den Sommersport ausgearbeitet, in dem es auch um den Schulsport gehen würde?

Schröcksnadel: Ein Schulsportpapier gibt es schon lange, aber darin geht es nicht explizit um den Sommersport, sondern etwa um Wintersportwochen. Es ist schwerer, auf Berge zu kommen als in Turnhallen. Die Schulen müssen sich allerdings Gedanken machen, wie sie den Turnunterricht künftig gestalten, um zur Gesundheit beizutragen. Was hilft es dir mit 40, wenn du gut in Mathematik bist, dein Körper aber kaputt ist? Das Thema betrifft auch die Sozialversicherungen.

Das Interview führte Florian Madl