Gesellschaft

Fall von 250 verschwundenen Flüchtlingen belastet Italien

250 Tunsesier waren zwischen dem 1. und dem 29. März 2011 an Bord von vier Booten nach Süditalien abgefahren, doch von ihnen ist jegliche Spur verloren gegangen, berichtete die Tageszeitung „La Repubblica“ auf ihrer Webseite am Dienstag.

Rom – Italien rätselt um das Schicksal von 250 Tunesiern, die während der Unruhen des vergangenen Jahres per Boot in Richtung Europa abgefahren und seitdem spurlos verschwunden sind. Die jungen Männer waren zwischen dem 1. und dem 29. März 2011 an Bord von vier Booten nach Süditalien abgefahren, doch von ihnen ist jegliche Spur verloren gegangen, berichtete die Tageszeitung „La Repubblica“ auf ihrer Webseite am Dienstag. Das Außenministerium in Rom bestätigte, dass nur fünf Vermisste mit Sicherheit in Italien eingetroffen seien, von den anderen gebe es keine Nachrichten.

Der Fall der 250 verschwundenen Tunesiern ist zu einem internationalen Fall avanciert. Die Sprecherin der italienischen Vertretung des Flüchtlingswerks UNHCR, Laura Boldrini, befürchtet, dass die Tunesier bei der Seefahrt ertrunken seien. Dutzende von Schiffsbrüche waren in jenen Monaten gemeldet worden, in denen aus Tunesien tausende Migranten flüchteten. Allerdings besteht kein Beweis, dass so viele Personen im Seeraum zwischen Italien und Tunesien ums Leben gekommen seien, das im Frühjahr 2011 massiv von NATO-Schiffen und Satelliten patrouilliert wurde.

Die Familienangehörige der Opfer berichteten, sie hätten in TV-Aufnahmen über Migrantenlandungen in Süditalien ihre vermissten Angehörige erkannt. „Wir haben sie in Italien überall gesucht, in Auffanglagern, in Krankenhäusern und in Gefängnissen. Sie sind spurlos verschwunden“, sagte Letaief Chokri, Sprecher der tunesischen Botschaft in Rom.

Der Fall belastet Italien, das vom Europarat bereits für den Tod von 63 Migranten verantwortlich gemacht worden ist, die im März 2011 bei einer Überfahrt von den libyschen Küsten in Richtung Süditalien ums Leben gekommen waren. Die italienischen Behörden hatten den Hilferuf der Flüchtlinge erhalten und hätten die Koordinierung der Hilfsaktion übernehmen sollen, weil Libyen den Migranten keine Hilfe gewährt habe, hieß es im Bericht des Europarats am Ende einer mehrmonatigen Untersuchung des Vorfalls. Italien hätte den Flüchtlingen keine Hilfe geleistet, lautet der Vorwurf. (APA)