Neues Arbeitszeitmodell für 9000 Postler: Ab 2013 gilt Istzeit
Ab Jänner 2013 wird von Akkord auf Istzeit umgestellt, das heißt, es wird nur noch die tatsächliche Arbeitszeit der Zusteller gemessen.
Wien – Für die etwa 9000 Zusteller der Post gilt ab 2013 ein neues Arbeitszeitmodell. In einer heute, Dienstag, stattfindenden Zentralausschuss-Sitzung wurde die dafür nötige Betriebsvereinbarung zum Istzeitmodell beschlossen. Außerdem darf künftig das Handheld mit GPS-Funktion zur elektronischen Arbeitszeitaufzeichnung drei Monate im Jahr „scharf“ geschalten werden, erfuhr die APA Dienstagnachmittag.
Nach zehn Monaten und über 30 Verhandlungsrunden gab der oberste Postgewerkschafter Post-Betriebsrat Helmut Köstinger mit seiner Doppelstimme (Diminuierungsrecht, Anm.) nach einer vorhergehenden Pattsituation zwischen Sozialdemokratischen (FSG) und Christlichen (FCG) Gewerkschaftern den Weg für das neue Arbeitszeitmodell frei.
Ab Jänner 2013 wird von Akkord auf Istzeit umgestellt, das heißt, es wird nur noch die tatsächliche Arbeitszeit der Zusteller gemessen. Post-FCG-Chef Manfred Wiedner sieht damit die wöchentliche Arbeitszeit für Beamte auf 42,5 Stunden und für Dienstordnungsangestellte (ältere Mitarbeiter, die nicht beamtet sind, Anm.) auf bis zu 43,5 Stunden steigen. Laut Köstinger ein „völliger Blödsinn“ - es gelte die 40-Stundenwoche. In Wiedners Rechnung sei die tägliche Pause von 30 Minuten miteinbezogen. „Wenn es danach geht, müsste ja jeder Arbeitnehmer in Österreich eine höhere Stundenwoche haben.“
FCG-Chef Wiedner befürchtet jedenfalls durch die Umstellung der Arbeitszeit, dass heuer noch 400 Briefträger eingespart werden, wie er der APA sagte. In den nächsten zwei Jahren soll dies 2000 Mitarbeiter treffen.
Für viel Aufsehen hat die Einführung des Handhelds mit GPS-Funktion zur elektronischen Arbeitszeitaufzeichnung im Vorfeld gesorgt. Es diene nicht dazu, um Mitarbeiter untereinander zu messen und gegeneinander auszuspielen, betonte Köstinger. Wenn die Post aber beispielsweise feststelle, das bei einem Mitarbeiter immer Überstunden anfallen, bei einem anderen dagegen nicht, könne man das Gerät „scharf schalten“ - insgesamt bis zu drei Monate im Jahr. Darüber müsste aber sowohl der Mitarbeiter als auch die Personalvertretung informiert werden. „Ohne Voranmeldung darf niemand einfach überwacht werden“, stellte Köstinger klar.
Aufgrund einer Umstellung der Prozessschritte Anfang des Jahres haben Postler Einkommensverluste von bis zu 20 Prozent erlitten. In der Betriebsvereinbarung wurde nun eine Zulage vereinbart, die das größtenteils abfedern soll. Mitarbeiter, die im neuen Kollektivvertrag sind, bekommen ab September 84 Euro zusätzlich im Monat. Beamte und Dienstordnungsangestellte erhalten 216 Euro. (APA)