Natur

Klimawandel nimmt dem Großvenedigerkreuz das Fundament

Der Sommer 2012 hat eine so starke Abschmelzung gebracht, dass der Großvenediger nun sein Gipfelkreuz vorläufig verliert.

Prägraten – Seit Jahrzehnten stand das Kreuz des Großvenedigers gut verankert mit einer hölzernen Einfriedung auf einer massiven Schicht aus Gletscherfirn und Eis direkt auf der Landesgrenze zwischen dem Salzburger Pinzgau und Tirol. Heuer sind auf der einst markanten Firnschneide des Gipfels zusätzliche Meter Schnee abgeschmolzen. Nun stand die labile Kreuz-Ruine schon auf purem Blankeis.

Vor einigen Tagen entdeckte ein Bergführer aus Virgen, dass das Gipfelkreuz um- oder abzustürzen drohte und eventuell auch Menschenleben gefährdete. Ein Alpinpolizist und Bergrettungsmänner aus Prägraten flogen daraufhin mit dem Polizeihubschrauber „Libelle“ hinauf und sicherten das Kreuz behelfsmäßig. Die Männer „bohrten“ mit der von der Tiroler Bergrettung für Lawineneinsätze entwickelten Dampfsonde einige Löcher in das Gipfeleisfeld, um das Kreuz mittels neuen Stahlseilen und Eisschrauben vorläufig zu verankern. Wenige Tage später wurde es umgelegt, um es vor Absturz zu bewahren.

Geplant ist nun, das Venedigerkreuz auf festem Fels des ganz oben mittlerweile voll ausgeaperten Westgrates dauerhaft zu verankern. Friedl Steiner, Ortsstellenleiter der Bergrettung Prägraten, betont, bis vor kurzem war es noch unmöglich, im Gipfelbereich diese Felsen zu nutzen: „Erst seit einigen Wochen liegt der obere Teil des Westgrates durch den Klimawandel nun völlig frei.“

Bergretter bitten um Spenden

Die dauerhafte Sanierung kostet nach ersten Schätzungen einen relativ hohen Geldbetrag, weil auch Hubschrauberflüge und Spezialmaterial nötig sind. Die rein ehrenamtlich tätigen Bergretter ersuchen die heimische und internationale Öffentlichkeit der Alpinisten um Spenden. Die ÖBRD-Ortsstelle in Osttirol arbeitet bei dem Projekt mit Bergrettern von der Salzburger Seite des Massivs in Neukirchen am Großvenediger zusammen. Geplant ist, das Gipfelkreuz eventuell noch vor Einbruch des Winters wieder aufzustellen und auf dem festen Felsen zu verankern. Wenn das logistisch nicht mehr möglich ist, bleibt es über den Winter liegend deponiert. (tt.com)