Interview mit Peter Rapp

„Ich bin doch kein Beamter“

Als Juror bei „Die Große Chance“ kehrt Peter Rapp in den ORF-Hauptabend zurück. Mit der TT hat er über Comebacks und den Tiroler in ihm gesprochen.

Warum ziehen Sie es vor, Interviews via E-Mail zu führen – aus Misstrauen gegenüber Journalisten?

Peter Rapp: Nein, kein Misstrauen. Im Moment ist einfach das Interesse so groß, dass es anders nicht zu schaffen wäre.

Am Freitag kehren Sie als Jurymitglied von „Die Große Chance“ in den Hauptabend zurück. Hätten Sie mit diesem Comeback gerechnet?

Rapp: Ich schau nach vorn, erwarte mir aber nichts. Auf diese Art kann ich nicht enttäuscht werden. Kein Frust, aber höchst angenehme Überraschungen können eintreten. Und so war es dann ja auch …

Aber ein bisschen Genugtuung ist schon im Spiel, oder?

Rapp: „Genugtuung“ würde voraussetzen, dass ich mich übergangen oder „ins Eck gestellt“ gefühlt hätte. Aber ich hatte in den letzten Jahren immer gut zu tun. Ich moderierte meine „Brieflosshow“, habe mein viertes­ Buch geschrieben und trete regelmäßig auf.

Als Ihnen vor zwei Jahren die Moderation von „Licht ins Dunkel“ entzogen wurde, war der Aufschrei groß. Haben Sie Ihre Fans zurück in den Hauptabend gebracht?

Rapp: Meine Rückkehr ins Abendprogramm hat viele Väter. Die Unterstützung im Internet und manche Zeitungen hatten Anteil daran. Sido wollte mich unbedingt an seiner Seite haben. Aber auch Grissemann und Stermann sowie Robert Palfrader waren wichtig. Ihnen verdanke ich, dass überhaupt an mich gedacht wurde. Dankbar bin ich allen. Auch Kathrin Zechner (ORF-Programm-Direktorin, Anm.), die mir ihr Vertrauen schenkte.

Schon mal darüber nachgedacht, den ORF zu verlassen?

Rapp: Niemals!

In Kino und Musik ist „Retro­“ das Gebot der Stunde. Kommt es jetzt auch im Fernsehen zur Rückkehr der Veteranen?

Rapp: Das ist eine Facette der Unterhaltung. Dabei kommt es, wie bei der Mode, auf den gelungenen Mix an. Unser Fernsehen, unsere Unterhaltung hat Geschichte. Mein Vorteil ist: Ich war „live“ dabei.

Wie legen Sie Ihre Rolle als Juror an: zubeißen à la Bohlen oder loben?

Rapp: Die Jury ist ein wesentlicher Bestandteil der Unterhaltung. Die Zuschauer lachen. Ich sehe meine Aufgabe darin, dafür zu sorgen, dass das auch stattfindet. Sido ist dabei ein kongenialer Partner.

Nicht nur bei „Die Große Chance“ werden Talente gecastet. Täuscht der Eindruck oder setzen zurzeit alle Sender auf die gleichen Ideen?

Rapp: „Casting Shows“ sind die Erfindung eines Neuseeländers. Erfolgreiche Formate werden nun einmal von vielen Sendern übernommen. Das gehört zum Geschäft.

Sie haben „Die Große Chance“ in den 80er Jahren bereits moderiert ...

Rapp: Es ist bloß der Titel. Mit meiner Sendung von damals hat die jetzige Form wenig zu tun. Abgesehen davon, dass Talente im Mittelpunkt stehen.

Blöde Frage: Wie fühlt es sich an, nach über 5000 moderierten Sendungen als „Newcomer“ zu gelten?

Rapp: Es waren über 7000 Sendungen. Vielleicht hatte ich aber gar keine Karriere, sondern eine atemberaubende Folge von „Comebacks“.

Planen Sie im Moment auch andere Projekte?

Rapp: Projekte werden von Sendern­ entwickelt. Aber hin und wieder habe ich schon eine Idee und biete sie an. Zurzeit würde es mir Spaß machen, als eine Art Produzent eine Sendung mit einer meiner Töchter und ihren Freundinnen zu machen. Mehr kann ich dazu nicht sagen, sonst macht es mir jemand nach. Gute Ideen sind rar.

Trifft die Erkenntnis, dass früher alles besser war, auch auf das Fernsehen zu?

Rapp: Jede Zeit hat ihre Regeln und ihre Highlights. Einiges war früher leichter. Das Programm am Nachmittag war eine „geschützte“ Werkstätte, dort konnte man sich entwickeln, bevor es ins Abendprogramm ging. Die Sender standen nicht so unter Quotendruck und hatten Geduld.

Was treibt Sie weiterhin auf die Bühnen und vor die Kamera?

Rapp: Das Pensionsalter ist erreicht. Aber fürs Fernsehen zu arbeiten macht so viel Spaß. Ich bin doch kein „Beamter“, der sich darauf freut, zu Hause seine Briefmarkensammlung zu ordnen oder durch die Berge zu wandern. Ich bin durch und durch ein Entertainer. Solange man mich lässt, die Menschen es wollen und meine Gesundheit es zulässt, mache ich mit Freuden weiter. In meiner Härte­ bin ich fast ein Tiroler.

Das Gespräch führte Joachim Leitner