„Ich bin irrsinnig angreifbar und will gemocht werden“

SOKO-Kitz-Kommissarin Kristina Sprenger erzählt, warum ihr Job manchmal fad, Muttersein einzigartig und die Liebe immer auch Arbeit ist.

Sie haben in einem Interview vor ein paar Jahren gesagt, ein eigenes Kind sei das, was noch fehle. Im Dezember 2010 wurde Ihre Tochter Rosa-Marie geboren. Ist Ihr Leben jetzt komplett?

Kristina Sprenger: Es ist wirklich kitschig. Ich habe mir immer gut vorstellen können, mit Mitte dreißig ein Kind zu bekommen. Und dann habe ich wirklich den richtigen Mann dazu kennen gelernt. Mutter zu sein, ist ein super Gefühl. Es ist perfekt. Natürlich ist es auch anstrengend. Rosa-Marie schläft nicht durch wie so manche Wunderbabys. Trotzdem will ich keine Sekunde missen.

Ist das Muttersein genau so, wie Sie es erwartet haben?

Sprenger: Mutter zu werden flasht dich total. Es ist ein einzigartiges Erlebnis. Und es ist einfach witzig, wenn du einen Menschen siehst, der zur Hälfte du bist. Ich hab‘ mir vorgestellt, dass es anstrengend wird – und das ist es. Auch dass es super wird – und auch das ist es. Dass das die größte Verbindung ist, die es überhaupt gibt, ist einem klar. Damit rechnet jeder. Das hat die Natur schon gut eingerichtet, dass man dann in erster Linie für diesen kleinen Menschen da ist.

Ihre inzwischen verstorbene Oma hat ausgependelt, dass Sie eine Tochter bekommen. Glauben Sie an übersinnliche Dinge?

Sprenger: Ich halte das so wie viele mit dem Horoskop. Wenn ich lese, es wird ein schöner Tag, dann glaube ich es, wenn ich lese, dass er Unglück bringt, dann glaube ich es nicht. Ich richte es mir so, wie ich‘s brauche. Das mit dem Auspendeln war einfach ein witziger Zufall.

Sie sind seit bald einem Jahr verheiratet. Wie fühlt sich die Ehe an?

Sprenger: Eigentlich fühle ich mich nicht anders als davor. Miteinander ein Kind zu haben, verbindet einen mehr, als zu heiraten. Heiraten tun viele, geschieden werden auch viele. Aber ein Kind verbindet dich für immer.

Glauben Sie an die einzig wahre, große Liebe?

Sprenger: Eine Beziehung ist immer auch viel Arbeit. Wenn beide Individuen bleiben und sich nicht einer für den anderen total aufgibt, ist viel Kompromiss dabei. Man kann sagen, man liebt jemanden. Aber man kann sich nur versprechen, dass man sich bemüht und hofft, dass es für immer ist. Versprechen, dass es für immer ist, kann man sich nicht. Menschen entwickeln sich weiter. Man kann nicht automatisch davon ausgehen, dass man jeden Stand beim Partner immer akzeptiert. Ich glaube schon, dass es den einen Menschen gibt. Aber man hat davor auch geliebt. Es gibt eben dann diesen Menschen, mit dem man eine gemeinsame Zukunft aufbaut. Etwas schafft. Kinder hat.

Sie sind dafür bekannt, Ihr Leben zu genießen und gelten als freiheitsliebend. Fehlt Ihnen etwas an der Single-Zeit?

Sprenger: Wenn man sich die Hörner abgestoßen hat, vermisst man nichts großartig. Das Kind relativiert alles. Der Tag ist durchorganisiert. Ich stehe um sechs Uhr auf. Es gibt fixe Zeiten: Mittagszeit, Schlafenszeit. Ich beneide niemanden, der mit 20 Mutter wird. Das ist wirklich ein bissl zu früh. Da war ich selbst noch ein Kind. Ich kann mir das nicht vorstellen. Mit 34 hat‘s grad so gepasst. Wir haben uns ja ganz bewusst dazu entschieden, Rosa ist nicht einfach passiert. Und sie ist einfach eine große Bereicherung. Ich schlepp‘ sie auch nicht zu irgendwelchen Festln mit. Ich finde das völlig vertrottelt, wenn Eltern ihre Kinder überall hin mitnehmen. Jeder soll es machen, wie er will. Aber wenn ich sehe, dass ein Baby um zehn Uhr bei einem Fest noch mit dabei ist, verstehe ich das nicht. Ich versuche, Rosa einen Rhythmus zu geben. Dass sie um acht in ihrem Bett liegt. Dass sie weiß, womit sie zu rechnen hat. Das überträgt sich auf den eigenen Tagesrhythmus.

Wie bringen Sie Beruf und Familie unter einen Hut?

Sprenger: Natürlich ist es anstrengend. Wenn ich nach Hause komme, schicke ich die Nanny heim. Irgendwie funktioniert‘s. Ich bin ein sehr disziplinierter Mensch. Ich glaube, da werde ich oft unterschätzt. Ich bin sehr genau, sehr ordentlich. Immer vorbereitet. Es fällt mir nicht schwer, mich auf etwas Neues einzustellen. Das ziehe ich dann auch durch. Man muss ein System haben, sonst geht’s nicht. Und ich bin in der glücklichen Lage, dass ich jemanden habe, der auf Rosa aufpasst, wenn ich drehe. Ich habe viel Hilfe – auch mein Mann ist da super. So wahnsinnig schwierig ist es für mich ja auch wieder nicht. Wenn du einen guten Job hast, kannst du dir jemanden leisten, der dich unterstützt. Ich bewundere jede alleinerziehende Mutter, die arbeiten geht und das alles ganz allein organisieren muss.

Sie sind seit 2001 im SOKO-Einsatz? Ist es nicht fad, immer die gleiche Rolle zu verkörpern?

Sprenger: Sicher ist‘s manchmal fad. Es gibt auch Folgen, wo ich mir schon beim Lesen denk‘, ich schlaf‘ ein. Aber es gibt auch Folgen, wo ich mir das nicht denke. Es gibt schöne und weniger schöne Geschichten – und alle gehören erzählt. Da muss man eben durch. Es existiert eigentlich kein Produkt, von dem man sagen kann, es ist immer gleich gut. Natürlich hat das alles eine gewisse Halbwertszeit. Jetzt ist die Rosa dann zwei Jahre alt. Ich habe immer gesagt, ich mache das, bis sie in den Kindergarten kommt. So im nächsten Jahr kann ich es mir noch vorstellen. Aber sicher denke ich langsam auch, mit der Serie aufzuhören. Ich kann das ja auch nicht machen, bis ich fünfzig bin. Vielleicht schaffe ich es ja doch auch mit Mitte dreißig, andere Sachen zu spielen. Klarerweise werde ich immer stark mit diesem Produkt verbunden. Damit habe ich auch kein großartiges Problem. Ich werde versuchen, theaterlastig zu werden und da etwas auf die Beine zu stellen. Und ich denke schon, dass es auch im Fernsehen andere Bereiche für mich geben wird. Natürlich, wenn ich einen Wunschzettel ausfüllen hätte dürfen, hätte ich schon gesagt: Burgtheater-Ensemble-Mitglied und hie und da einen Haneke-Film drehen. Aber eins zu eins geht’s selten in Erfüllung. Ich wollte bekannt werden und es irgendwie schaffen. Und ein bissl kennt man mich ja inzwischen. Das ist noch ausbaufähig. Aber ich bin ja noch nicht im rüstigen Pensionsalter.

Gibt es eine ganz spezielle Rolle, die Sie noch gern spielen würden?

Sprenger: Ja, die gibt es wirklich. Das war auch die erste Rolle, die ich am Konservatorium gespielt habe. Von Karl Schönherr: der Weibsteufel. Die Frau, die den Liebhaber dazu bringt, den Mann umzubringen – diese Rolle gefällt mir sehr.

Von der Wunschrolle zurück zum Menschen Kristina Sprenger. Was zeichnet Sie aus?

Sprenger: Ich bin sehr bodenständig und irrsinnig angreifbar. Ich bin herzlich, ich mag Menschen. Und ich mag, dass Menschen mich mögen. Es gibt ja auch Leute, denen vollkommen egal ist, was andere über sie denken. Ich will immer gemocht werden. Manchmal fast zu viel.

Und was bringt die immer gut gelaunte Kristina Sprenger auf die Palme?

Sprenger: Ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Ich bin ganz selten streng. Aber wenn, dann gibt es einen guten Grund. Und wenn ich dann wirklich ausflippe, sind alle sehr erstaunt. Ich habe einmal einen Regieassistenten zur Sau gemacht, weil er die Statisten so schlecht behandelt hat. Da bin ich ein bissl Löwin und habe das Robin-Hood-Gen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Sprenger: So soll es sein, so kann es bleiben. Ich wünsche mir, dass ich alle Menschen, die ich liebe, sehr lange hab‘. Es hilft dir alles nichts, wenn du es nicht mit denen teilen kannst, die du liebst. Klingt platt, aber so ist es.