Vettel vor Rennen im Ferrari-Land: „Jetzt sieht es wieder besser aus“

Guter Dinge fährt Sebastian Vettel nach Italien. Auf dem legendären Hochgeschwindigkeitskurs in Monza triumphierte der Doppel-Weltmeister bereits zweimal. Und sein Hauptrivale Fernando Alonso ist im Formel-1-Titelrennen wieder in Sichtweite.

Monza Für Sebastian Vettel ist die Zeit der Zweifel vorbei. Nur noch 24 Punkte Rückstand und ein angeschlagener WM-Spitzenreiter Fernando Alonso - für Monza-Vorjahressieger Vettel haben sich vor der Reise ins Ferrari-Land die Chancen auf den Formel-1-Titelhattrick schlagartig verbessert. „Es ist gut, dass der Abstand kleiner geworden ist. Jetzt sieht es wieder besser aus“, sagte der zweimalige Weltmeister vor dem Grand-Prix-Klassiker im Königlichen Park von Monza an diesem Wochenende ziemlich entspannt. „Der Titel ist unser Ziel, aber wir müssen von Rennen zu Rennen denken und auf uns schauen.“

Mit Monza verbindet Vettel Emotionen pur und historische Erfolge: 2008 krönte sich der talentierte Jungspund mit 21 Jahren und 73 Tagen im mittelmäßigen Toro Rosso in einer dramatischen Regenschlacht sensationell zum jüngsten Gewinner der Grand-Prix-Geschichte. Zuvor hatte er schon die Pole-Position geholt. Im Vorjahr wiederholte Vettel auf dem letzten echten Hochgeschwindigkeitskurs diesen Coup - nun als Champion und klarer Favorit für den zweiten WM-Titel. Angesichts der Red-Bull-Dominanz war es dieses Mal allerdings keine Überraschung.

Nun strebt Vettel beim Europa-Finale am Sonntag (Start: 14.00 Uhr/RTL und Sky) seinen dritten Streich an. „Letztes Jahr war es in Monza super: Pole und Sieg. Ich hoffe, dass wir daran anknüpfen können“, sagte der 25 Jahre alte Hesse.

Aber gleich eine Handvoll Kontrahenten erschweren dieses Vorhaben erheblich. Vettel muss nicht nur Ferrari-Star Alonso fürchten. Das McLaren-Duo Jenson Button und Lewis Hamilton, sein Red-Bull-Teamkollege Mark Webber sowie Lotus-Pilot Kimi Räikkönen zählen ebenfalls zu den aussichtsreichen Siegkandidaten.

Vor allem Alonso rechnet sich beim Ferrari-Heimrennen gute Chancen aus. „Traditionell sind die Roten hier immer stark. Ich hoffe auf ein nettes Wochenende und dass wir unseren Fans Freude bereiten können, indem wir unseren Vorsprung wieder etwas ausbauen“, sagte der Spanier, der ebenfalls schon zweimal den Großen Preis von Italien gewonnen hat. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali betonte: „Die Strecke liegt uns.“

Nach dem Schock von Spa will Alonso im Autodromo Nazionale di Monza wieder für sportliche Schlagzeilen sorgen. Ob der zweimalige Weltmeister den Horrorcrash auch psychisch problemlos bewältigt hat, wird sich weisen. Schließlich war Unfallverursacher Romain Grosjean beim Großen Preis von Belgien am vergangenen Sonntag mit seinem Lotus nur knapp einen Meter an Alonsos Kopf vorbeigeflogen.

Wegen des ersten Ausfalls nach 23 Rennen in den Punkten steht Alonso auch unerwartet im Titelrennen unter Druck. Der Vorsprung des WM-Führenden (164) reduzierte sich gegenüber dem neuen Gesamtzweiten Vettel (140) auf 24 Zähler. Entsprechend entspannt versicherte der Heppenheimer: „Der Blick auf die Punkte und den aktuellen Abstand quält mich nicht.“ Der drittplatzierte Australier Webber (132) und Räikkönen (131) rückten ebenfalls näher. „Wir haben etwas von dem Vorteil gegenüber Vettel, Webber und Räikkönen verloren“, räumte Alonso ein.

Im schlimmsten Fall könnte er ausgerechnet beim für Ferrari wichtigsten Grand Prix der Saison sogar die WM-Spitze verlieren. Sollte Vettel gewinnen und Alonso erneut leer ausgehen, übernähme der Deutsche vor den folgenden sieben Übersee-Rennen erstmals seit vier Monaten wieder die WM-Führung. (dpa)