Niereninsuffizienz und Bluthochdruck im Vormarsch
Nierenerkrankungen und Bluthochdruck gehören nicht nur in Österreich, sondern weltweit zu den heimtückischsten chronischen Leiden. Und zwar deshalb, weil die Patienten meist über Jahre gar nicht wissen, dass sie überhaupt Patienten sind: Keine Beschwerden im Alltag, keinerlei Schmerzen. Kaum jemand merkt, dass Herzinfarkt- und Schlaganfallgefahr um ein Vielfaches steigt.
Bluthochdruck sei global gesehen eine unterschätzte Gefahr. Weltweit leiden mehr als eine Milliarde Menschen unter Hypertonie. Laut WHO sind bei jedem dritten Erwachsenen die Werte zu hoch, jeder zehnte leidet an Diabetes mellitus. Hypertonie ist jedes Jahr für 7,6 Millionen vorzeitige Todesfälle (mit)verantwortlich, in Europa liegt der Anteil der an Bluthochdruck Verstorbenen an der Gesamtzahl an Sterbefällen bei unglaublichen 35 Prozent.
Die blutreinigende Niere beginnt etwa ab dem 45. Lebensjahr pro Jahr etwa ein bis zwei Prozent ihrer Leistungsfähigkeit zu verlieren. Bei Menschen mit einer Insuffizienz verläuft dieser Prozess beschleunigt (minus fünf Prozent pro Jahr) - aber eben oftmals unerkannt. Auslöser dafür kann lange Zeit nicht diagnostizierter Diabetes und natürlich Bluthochdruck sein.
So sollten etwa die Bestimmung des Nierenwertes (Kreatinin) und der Proteinurie (Eiweißausscheidung im Harn) in die Vorsorgeuntersuchung implementiert werden. Dies wäre, so Alexander Rosenkranz (Abteilungsleiter für Nephrologie an der Uni-Klinik für Innere Medizin Graz) sowie Bruno Watschinger (Klinische Abteilung für Nephrologie und Dialyse, AKH Wien/MedUni), ein „wesentlicher Schritt zur Verbesserung der Früherkennung von Nierenerkrankungen“. „Bei uns heißt es schnell einmal, dass der Blutdruck ‚ein bisserl zu hoch‘ ist. Nur kann eben auch ‚ein bisserl‘ auf lange Sicht zur Katastrophe führen“, warnte Watschinger.