Natur

Zwangsarbeit in Kinderheim: Zeitzeugen-Hilfe bei Aufarbeitung

Bis dato haben sich 20 Betroffene bei der Opferanlaufstelle gemeldet.

Innsbruck - Bei den Mitte August bekanntgewordenen Arbeitseinsätzen von Zöglingen der Tiroler Landeserziehungsanstalt St. Martin in Schwaz haben sich ehemalige Zeitzeugen bereiterklärt, bei der Aufarbeitung zu helfen. „Es haben sich einige Pädagoginnen bzw. Betreuerinnen von damals gemeldet, die helfen wollen, das Bild zu komplettieren“, sagte ein Sprecher des in dieser Causa zuständigen Soziallandesrats Gerhard Reheis (S) am Mittwoch der APA. In der Zwischenzeit hätten sich 20 Betroffene bei der vom Land Tirol eingerichteten Opferanlaufstelle gemeldet.

Die Frauen - in St. Martin waren damals ausschließlich Mädchen untergebracht - hätten angegeben, vor rund 40 Jahren als 15- bis 19-Jährige im Heim Arbeiten verrichtet zu haben. Zum Teil sei dies für Firmen wie den Kristallkonzern Swarovski, den Marmeladenhersteller Darbo sowie die Beleuchtungsfirma Eglo geschehen. Aber auch in der heimeigenen Wäscherei, wohin Krankenhäuser oder das Bundesheer ihre Wäsche zur Reinigung gebracht hätten, waren die Mädchen im Einsatz.

„Es geht darum, nachvollziehen zu können, ob die Betroffenen damals Geld bekommen haben oder nicht“, sagte der Reheis-Sprecher. Fakt sei, dass die Firmen damals direkt an das Heim gezahlt hätten. Die Aktenlage sei je nach Fall und Unternehmen unterschiedlich. Die Aufarbeitung sei eine Art Puzzlespiel, das aus den vorhandenen Akten im Landesarchiv, den Bank- und sonstigen Unterlagen zusammengesetzt werden müsse. Alle Beteiligten hätten das größte Interesse, gemeinsam alles lückenlos aufzuklären. Hand in Hand gehe die Aufarbeitung der Geschichte des Kinderheimes St. Martin. Erst am Dienstagnachmittag habe eine weitere Sitzung der Einsatzgruppe „Arbeit in Tiroler Heimen“ in dieser Causa stattgefunden.

Hinsichtlich eines vergangenen Freitag bekanntgewordenen Spendenbetrugs in der vom Seraphischen Liebeswerk der Kapuziner geführten „Bubenburg“ in Fügen im Zillertal seien Unterlagen an den Orden weitergeleitet worden. In Bezug auf einen „Echo“-Bericht hatte der „Kurier“ über einen inzwischen 50-jährigen Juristen geschrieben, der jahrelang um an ihn gerichtete Spendengelder geprellt worden sein soll. Unterstützungen von Paten oder anderen Familienangehörigen seien über den Verein „Rettet das Kind“ eingezahlt worden, allerdings nie bei den Kindern angekommen. Berechnungen des betroffenen Juristen zufolge dürften das in seinem Fall rund 40.000 Schilling (2900 Euro) gewesen sein. (APA)