Tiroler Herzbuben sind zurück
Mit Tiroler Herzblut treten die Innsbrucker Haie der Legionärsschwemme der anderen Klubs in der Erste Bank Eishockeyliga entgegen. Morgen (19.15 Uhr) geht‘s gegen Graz los.
Von Alex Gruber
Innsbruck –In der Haie-Kabine ziert die Tiroler Landesfahne die Decke. Und darin soll die gebündelte (Symbol-)Kraft stecken, wenn die Haie als „kleinste Liga-Maus“ (O-Ton Hanschitz) in den Kampf gegen die Dosen-Millionäre aus Salzburg, den (beinahe) ebenso finanzschweren Rekordmeister KAC oder eben Titelverteidiger Linz ziehen.
Mit dem Auftakt gegen die Graz 99ers beginnt am Freitag (19.15 Uhr) in der Tiwag-Arena das beinharte Geschäft. Selbst Mitaufsteiger Dornbirn, neben Innsbruck der zweite erklärte Underdog, griff mit 13 Neuverpflichtungen tief in die neu geöffnete Schatztruhe.
Der Haie-Kader zählt nach der vorzeitigen Trennung von Anthony Aquino (CAN/ITA) sechs Legionäre, Goalie Patrick Machreich ist als gebürtiger Salzburger der einzige österreichische Gastarbeiter. Im Rest steckt pure Tiroler Manneskraft, auch der „Halb-Deutsche“ Christoph Echtler wurde im heiligen Land groß.
„Es war mein größter Traum, mit Innsbruck wieder in der Bundesliga zu spielen. Deswegen bin ich in die Nationalliga zurückgekommen, und jetzt ist es so weit“, fiebert Stefan Pittl, der auch in Salzburg (Meister 2007) und Graz seine Erstliga-Tauglichkeit unter Beweis gestellt hat, der Oberhaus-Rückkehr entgegen. Im Wissen, dass jeder Fehler beinhart bestraft wird. Und im „Grant“, dass ihn ja keiner daran erinnern soll, dass er als 17-Jähriger einst von einem „Grazer Henker“ an der Innsbrucker Bande verfolgt wurde, weil sich ein Arrivierter abgeputzt hatte. Keine Angst: Pittl, der im Fulltime-Job nebenbei auch noch als Geschäftsführer einer Physiotherapiepraxis sein sportliches Knowhow unter Beweis stellt, ist edel gereift. „Das Damals hat nichts mit dem Heute zu tun.“
Ein wahres Wort, dem HCI-Kapitän Patti Mössmer nach der Ligapräsentation in Wien beipflichtet. „Es hat sich viel getan, seit wir zuletzt (2009, Anm. d. Red.) Bundesliga gespielt haben. Alles ist pompöser geworden.“ So nahmen etwa er und Coach Danny Naud ein „Discolicht“ mit nach Innsbruck, dessen Aufleuchten vor der nächsten Spielunterbrechung eine Werbepause signalisiert. Die EBEL findet sich medial neben Servus-TV – da wird Innsbrucks zweites Heimspiel am Sonntag gegen Dornbirn übertragen – auch im Pay-TV-Kanal Sky wieder.
Das HCI-Comeback in Liga eins sorgt auch für Erinnerungen. So denkt Mössmer gerne an jene glorreiche Zeit zurück, als man 2004/05 in einer randvollen Olympiahalle nur knapp im fünften Semifinal-Spiel am KAC gescheitert war. Oder an seinen Debüt-Treffer gegen den DEK Schellander – dieser Puck liegt natürlich zuhause.
Verteidiger Florian Stern kann sich noch erinnern, wie ihm Miro Berek 2000 mit 16 Lenzen zum Debüt gegen den Villacher SV verhalf. Zwölf Jahre später fallen ihm zum Codewort EBEL als erstes „Tempo und Publikum“ als gesteigerte Werte ein. Wie schnell die Musik in Liga eins spielt, lernten auch Andi Hanschitz und Max Steinacher kennen; Flo Pedevilla hat sich nach einem Holland-Gastspiel in Innsbruck emporgearbeitet; die Schennach-Brüder Benedikt und Valentin, Herbie Steiner, Marco Repitsch, Christoph Hörtnagl und David Lindner betreten Neuland.
Nationalliga-Topscorer Alex Höller, im Oktober 2006 in einer Linie mit Todd Elik und Pierre Dagenais zum EBEL-Youngster des Monats geadelt, kennt die Windrichtung: „Wir sind Außenseiter, aber davon können wir uns auf Dauer nichts kaufen.“ Weil Herz im ganzen Leben ein wertvoller Trumpf ist, wollen die „Tiroler Buam“ aber zumindest zeitweise stechen.