Web und Tech

Von Geborgenheit im Badezimmer

Es ist nicht nur die Möglichkeit der Müllvermeidung, die immer mehr Menschen dazu verlockt, auf Duschgels und Seifen in Plastikspendern zu verzichten und wieder zur Seife zu greifen. Haptik, Tradition und Luxus spielen auch eine Rolle.

Von Ursula Philadelphy

Vor über 200 Jahren haben die Frauen im Sellraintal die „Gletschermilch“ entdeckt. Das kristalline, weiche Wasser der Melach eignete sich hervorragend zum Wäschewaschen und war wesentlich besser als das kalkhaltige Wasser um Innsbruck. Die Sellrainer Frauen begannen also die Wäsche der Innsbrucker Bürgerhäuser zu waschen, legten sie dann auf den Wiesen aus oder hängten sie zwischen Bäume und Sträucher. Damit Sonne und Wind die Wäsche trocknen konnten und zugleich den Duft des Tales mitlieferten.

Dieser Duft, mit dem Namen Gletschermilch, steht für Tradition und wurde für eine Seife der Serie „Tiroler Reine“ von Walde eingefangen. Die seit ein paar Jahren etablierte Seifenlinie geht auf eine Idee von Therese Fiegl zurück. Peter Walde setzte sie in bestechender Qualität und Form um.

Die „Tiroler Reine“ begeistert mit außergewöhnlichen Farben und Düften und weckt eine Fülle von Assoziationen. Birke symbolisiert Glück, Almrose steht für Liebe, Holunder für Geborgenheit, Vergissmeinnicht bedeutet Erinnerung, Bergminze steht für Frische, Himmelschlüssel für das (Frühlings-)Erwachen und der Alpenspeik signalisiert Ruhe. Jede Seife erzählt eine eigene Geschichte und hat ganz unterschiedliche Wirkungen. Wenn man die Farben sieht, möchte man sie alle ausprobieren: Die Palette reicht vom dunklen Lila des Holunders über intensives Blau des Vergissmeinnichts bis zum Cremeweiß des Gewächses Alpenspeik.

Die erlesenen Bestandteile werden mit Sheabutter des Karitébaumes aus Burkina Faso verarbeitet und mindestens dreimal gewalzt, was die Qualität der Seife ausmacht.

Die englische Naturkosmetik Lush hat ebenfalls Seifen in ihrem Repertoire, die wahre Duftorgien verbreiten. Ebenso wie die riesigen Badekugeln wie etwa die rosa „Butterfly Ball Bath Ballistic“ – einfach zum Abheben, mit Geißblatt, Ylang Ylang und Yasmin. Sie gelten als „der größte Spaß seit der Gummiente“ und finden reißenden Absatz. Namen wie „Sex Bomb“, „Romance in a stone“, „Honey Bee“ oder „Chelsea Garden“ tun das ihre dazu, um zu verzaubern.

Alles ist handgemacht und frisch. Feste Shampoos – Shampoo Bars zum Beispiel – kommen als große Pillen daher und reichen für bis zu 80 Haarwäschen – übrig bleibt nichts, auch kein Müll. Die Umwelt dankt es.

Die Benediktiner Seifenmanufaktur hat ein echtes Fleckwegwunder zu bieten: eine Fleckenseife mit reiner Ochsengalle. Klingt grauslich, ist aber in schönem, leicht durchsichtigem Schokobraun gehalten, geruchlos und wirkt Wunder. Es gibt aber nicht nur Praktisches. Weit gefehlt. Die ausschließlich reinen Pflanzenseifen betören als Orangenseife – hergestellt aus reinem Orangenöl – locken mit Aloe Vera oder Lavendel, Stutenmilch oder Rosen. Für jeden Hauttyp und Geruchssinn ist etwas dabei. Die Lavendelseife enthält auch noch gemahlene Lavendelsamen, was sie zur durchblutungsfördernden Peeling- und Massageseife macht; außerdem kann man sie auch in den Kasten legen und damit Motten bekämpfen, wie man es in Frankreich gerne tut. Für Natur-pur-Fanatiker gibt es die reine Kernseife ohne Duftstoffe und Zusätze, man findet aber auch die Speikseife, bei der das Öl der Baldrianwurzel verwendet wird. Neben den praktischen, mehr oder weniger großen Stücken all dieser Kostbarkeiten gibt es aber natürlich auch Kugelketten in schönen Farbvariationen, bei denen verschiedenfarbige kleinere Seifenstücke aufgefädelt sind. Ein ideales Mitbringsel oder witziges Detail für die Gästetoilette, ebenso wie Zitronen aus Seife, kleine Seifenherzen oder Badeflocken im Glas.

Für die Herren gibt es übrigens auch hier Rasierseife in handlichen Stangerln geformt, die extrem gut schäumt, mild pflegend und hautschonend ist – wirkt fast ein bisschen antiquiert, zugleich aber sehr dekorativ, wenn man die Seife, den Rasierpinsel und den Rasierer in einer wunderschönen, hölzernen Seifenschale im Bad platziert.