Öffentlichkeitsarbeit

In Schönheit gestorben ist auch tot

Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache kann ein wesentlicher Teil der Karriere sein. Experten warnen: Man darf nie davon ausgehen, dass in einem Unternehmen ohnehin gesehen wird, was man leistet.

Von Ernst Spreng

Innsbruck –Selbstmarketing in einem Unternehmen ist ein schmaler Grat. Seine Leistungen, Erfolge und Fähigkeiten zu präsentieren, gilt im Berufsleben als ein Muss. Dabei geht es nicht nur um die nächsten Karriere­schritte, sondern auch um die Möglichkeit, in Zukunft jenen Job zu machen, in dem man wirklich gut ist. Auf der anderen Seite hat übertriebenes Selbstmarketing seine Schattenseiten: Schnell gelten sich selbst ins rechte Licht rückende Mitarbeiter unter den Kollegen als Streber oder Chef-Lieblinge. „Tatsache ist aber, dass noch nie ein Team befördert wurde, sondern immer nur der Einzelne“, bringt es der Innsbrucker Personalmanager Christian Bauer von „Connect Competence“ auf den Punkt. Gleichzeitig schränkt er ein: „Wer Selbstmarketing betreibt, der sollte nicht nur nach oben schauen, sondern auch zur Seite auf seine Kollegen.“

Als wichtigstes Zeichen eines effektiven Selbstmarketings bezeichnet Bauer, dass man authentisch bleibt. „Selbstmarketing funktioniert nur in jenen Bereichen, in denen man wirklich gut ist. Wenn man zu jedem Thema seine Meinung abgibt, dann wirkt man nicht authentisch.“ Und hier beginnt das Problem mit der Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache: Nicht jeder weiß, in welchem Bereich seine wahren Kompetenzen liegen. Bauer gibt den Tipp, darauf zu achten, zu welchen Themen man von Kollegen um Rat gebeten wird. „Wenn die anderen dir diese Kompetenz zuschreiben, dann ist das die beste Außenwahrnehmung der eigenen Person.“

Wichtig beim effektiven Selbstmarketing sei das Nutzen von guten Gelegenheiten, um seine Fähigkeiten zu zeigen. Das kann die wöchentliche Sitzung genauso sein wie die Liftfahrt mit dem Chef. Eine sehr effektive Möglichkeit sind regelmäßige Mitarbeitergespräche. Fehlen diese Möglichkeiten, dann empfiehlt Bauer, aktiv auf seinen Vorgesetzten zuzugehen und Themen anzusprechen.

Der Zirler Arbeitspsychologe Kurt Seipel gibt noch weitere Tipps, welche Fragen man sich vor dem Selbstmarketing stellen sollte: „Wie ist mein berufliches Umfeld? Habe ich Unterstützer? In welchem Zeitrahmen möchte ich meine Ziele erreichen?“ Erst nach der Beantwortung dieser Fragen ergibt sich für den Psychologen und Wirtschaftstrainer ein klares Bild, wie man durch Marketing seiner Person Ziele erreicht.

Einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren für Selbstmarketing ist für Personalmanager Bauer das positive Denken. „Das bedeutet für mich nicht, unkritisch zu sein. Im Gegenteil. Aber man muss sich in einem Unternehmen von den Jammerern abgrenzen“, meint Bauer. „Das ist wie im klassischen Marketing. Mit Schlechtreden gewinnt man nichts.“ Die Grenzen des eigenen Vermarktens müsse jeder für sich ziehen. In seinen Vorträgen am MCI und der FH Kufstein gibt Bauer folgenden Tipp: „Zuerst muss ich wissen, wo ich hin will. Erst dann kann ich die Grenzen meiner eigenen Vermarktung ziehen“, erklärt der Personalprofi.

Bauer empfiehlt, die Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache im Berufsleben in kleinen Dosen und sehr gezielt einzusetzen. Dass ein Mitarbeiter aktiv seine Fähigkeiten ins Rampenlicht stellt, das nütze nicht nur dem Arbeitnehmer allein. „Ein Unternehmer kann nicht die Fähigkeiten jedes Mitarbeiters kennen. Es ist oft schwer abzuschätzen, was man dem Einzelnen zutrauen kann. Insofern ist Selbstmarketing auch ein Nutzen für den Unternehmer“, erklärt Bauer.