Gedenken an Olympia-Terror 1972: Kerzen für die ermordeten Opfer
Politikerreden, eine Kranzniederlegung und Gebete: Auf bewegende Weise wird der Opfer des Olympia-Attentats von 1972 gedacht - in Fürstenfeldbruck bei München, wo der Versuch zur Geiselbefreiung vor 40 Jahren im Blutbad endete.
Von Paul Winterer
Fürstenfeldbruck - Es ist ein schwerer Gang - zahlreiche Hinterbliebene und Überlebende sind an jenen Ort gekommen, an dem vor genau 40 Jahren ein Blutbad die Welt erschütterte. Mit einer bewegenden Gedenkfeier, Kranzniederlegungen und Friedensgebeten ist am Mittwoch in Fürstenfeldbruck und München an den Terroranschlag bei den Olympischen Spielen 1972 erinnert worden.
Damals nahmen palästinensische Terroristen Mitglieder von Israels Olympiamannschaft als Geiseln, um in deren Heimat Gefangene freizupressen. Auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck misslang schließlich der Versuch der Geiselbefreiung, neun Israelis wurden getötet. Zuvor hatten die Attentäter bereits zwei Sportler im Olympiadorf erschossen. Insgesamt gab es 17 Tote, darunter neben fünf Terroristen auch ein deutscher Polizist. Das Attentat veränderte die Sicherheitslage weltweit und führte zu strengen Vorkehrungen nicht nur bei allen großen Sportereignissen.
Der militärische Flugbetrieb in Fürstenfeldbruck ruht seit Jahren, doch noch immer steht der Tower, in dem die völlig überforderten Sicherheitskräfte damals den im Fiasko endenden Polizeieinsatz steuerten. Der Betonklotz, wenn auch inzwischen ohne Aussichtsturm, ist zu einer Art Mahnmal an das schreckliche Geschehen vor 40 Jahren geworden.
Auf der Rednerbühne hängen nun Fotos der elf ermordeten Geiseln und des erschossenen Polizisten. Der Bundespräsident hat einen Blumenkranz geschickt, auch die Bundesregierung und der Staat Israel. Die Feier beginnt mit einem ökumenischen Gottesdienst, bei dem Gemeinderabbiner Arie Folger sowie Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche Gebete vortragen. Der Chor der Münchner Synagoge singt ein Klagelied. Eine Kerze brennt für die Liturgie des Tages, nacheinander entzünden Angehörige der Terroropfer und des Polizisten sowie Israels Vizepremier Silvan Schalom unter wolkenverhangenem Himmel Kerzen zum Totengedenken - der wohl berührendste Moment der über zweistündigen Feier.
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, hatte den Hinterbliebenen der Terroropfer schon zuvor gedankt, dass sie erstmals seit 40 Jahren an den Ort des Geschehens gekommen waren. Sie sprach von der „heiligen Pflicht“, an diesem Tag ein kraftvolles Zeichen für Frieden und Freiheit zu setzen, erinnerte aber auch an das „verheerende staatliche Versagen“ beim gescheiterten Befreiungsversuch.
Bei der Eröffnung der diesjährigen Olympischen Sommerspiele in London hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) auf eine Erinnerung an die Opfer des Attentats verzichtet, was von jüdischen Organisationen scharf kritisiert wurde. Die Feierstunde in Fürstenfeldbruck fand daher in Israel besondere Beachtung.
Schon zu Mittag hatten Schalom, Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) und Thomas Bach als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes im Olympischen Dorf einen Kranz niedergelegt. An allen staatlichen Gebäuden in Bayern wehten Trauerflaggen. (dpa)