Berlusconi im Erpressungsfall Dell‘Utri vernommen
Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi ist am Mittwochnachmittag drei Stunden lang als Zeuge im Dell‘Utri Erpressungsfall einvernommen worden. Senator Marcello Dell‘Utr wird verdächtigt, Berlusconi erpresst zu haben. „Berlusconi hat alle Aspekte dieser Angelegenheit geklärt“, berichtete der Rechtsanwalt des Ex-Ministerpräsidenten Nicolo Ghedini nach Ende der Vernehmung.
Der Senator Dell‘Utri soll laut den Ermittlern von Berlusconi Geld gefordert haben, um über angebliche Kontakte zwischen ihm und der Mafia in den 70er Jahren zu schweigen. Die Staatsanwälte stellten fest, dass Berlusconi zwischen 2000 und 2012 Dell‘Utri 40 Millionen Euro überwiesen hat. Berlusconi hatte unter anderem im vergangenen Frühjahr eine Villa am Comer See im Besitz Dell‘Utris für 20 Millionen Euro erworben. Die Ermittler vermuten, dass der Medienzar einen stark überhöhten Preis für die Villa gezahlt hat, weil er von Dell‘Utri erpresst worden sei. Dieser habe Berlusconi gedroht, den Justizbehörden über seine Beziehungen zur Cosa Nostra zu berichten.
Das Kassationsgericht in Rom, die dritte und letzte Instanz im italienischen Strafsystem, hatte im März einen Prozess gegen Dell‘Utri wegen Mafia-Verstrickungen, bei dem der Senator zweitinstanzlich zu sieben Jahren Haft verurteilt worden war, für ungültig erklärt und dem Einspruch Dell‘Utris stattgegeben.
Es sei während des Verfahrens bewiesen worden, dass der Sizilianer Dell‘Utri „Vermittlungsaktivitäten“ zwischen dem Mafia-Clan und dem aufstrebenden Mailänder Geschäftsmann wahrgenommen habe, hieß es im Urteil. Die Mafiabosse boten Berlusconi demnach „Schutz“ an. Berlusconis Medienimperium Fininvest habe dem Clan wiederum „Schutzgeld“ gezahlt, um die Gefahr einer Entführung des Unternehmens und seiner Familienangehörigen abzuwenden.