Neue Vorwürfe gegen Martin Graf: Ungereimtheiten in Buchhaltung
Stifterin Gertrud Meschar berichtet über geänderte Abrechnungen und beklagt, dass das Stiftungsvermögen „immer weniger“ werde.
Wien – Gertrud Meschar hat am Donnerstag ihre Vorwürfe gegen den Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf bekräftigt. Einmal mehr beklagte sie, dass das Stiftungsvermögen „immer weniger“ werde. Im Ö1-“Mittagsjournal“ sprach sie überdies von Bilanzposten, die ihr seltsam vorgekommen seien. Graf habe dies damit begründet, dass „sich der Buchhalter geirrt“ habe. Gefragt nach ihrer bevorstehenden Einvernahme vor der Staatsanwaltschaft Wien, die gegen Graf ermittelt, meinte sie: „Ich werde sagen, wie das alles zustande gekommen ist.“ Am liebsten würde sie die Stiftung auflösen, sagte sie.
Meschar führte ein Beispiel für Ungereimtheiten in den Bilanzen auf, die ihr Anwalt Georg Zanger auch in Anträgen ans Handelsgericht monierte. In der ersten Jahresbilanz seien Kosten von insgesamt über 7000 Euro für „Fachliteratur“ und „Büromaterial“ aufgeführt gewesen. Sie habe nach Rücksprache mit einer Richterin am Handelsgericht Graf darauf angesprochen. „Da hat sich der Buchhalter geirrt“, sei dessen Antwort gewesen. „Dann habe ich eine zweite Abrechnung bekommen“, und darin seien die Beträge dann für „Rechtsberatung und sonstige Beratung“ ausgewiesen gewesen.
Schlecht beraten durch Graf fühlt sich Meschar auch in Details. So habe er einen Rasenmäher für sie angeschafft, aber: „Ich brauche ihn nicht! Da steht er jetzt, der Traktor!“ Auch den Heckenschnitt auf Stiftungskosten habe der Dritte Nationalratspräsident vorgeschlagen.
Generell bleibt Meschar dabei: Sie sei nicht ausreichend darüber aufgeklärt worden, was genau die Errichtung einer Stiftung bedeutet. 75.000 Euro habe sie nur für die Errichtung bezahlen müssen - „ich habe mir gedacht, das gehört zum Stiftungsvermögen“. Ihr Ziel sei es gewesen, durch die Stiftung „so lange ich leb‘, versorgt“ zu sein. Doch das Vermögen werde „immer weniger“, und „wenn nichts da ist, kann ich nichts kriegen“.
„Früher war es so, wenn ich Geld gebraucht habe, es waren Zinsen da von meinen Anleihen, da hab ich etwas abgehoben“, so Meschar weiter. Doch nach der Stiftungserrichtung habe sie „das erste halbe Jahr gar nichts gekriegt“. Dann habe sie mit Graf, der im Übrigen ihr ausschließlicher Kontakt zum Vorstand gewesen sei, 5000 Euro pro Jahr in zwei Tranchen vereinbart. Dies sei bis 2011 auch bezahlt worden, „dann ist das eingestellt worden“. Sie habe mit Graf auch ab „Juni 2010 überhaupt keinen Kontakt“ mehr gehabt.
Meschar will Stiftung auflösen
Meschar wäre es am liebsten, „wenn man die Stiftung auflösen könnte“, meinte sie abschließend. „Damit ich über mein Geld, über meine Liegenschaften verfügen kann.“ Denn sie habe gedacht, „ich habe ein Mitspracherecht, und wenn ich etwas brauch, krieg‘ ich‘s“. Graf dagegen habe wohl mit ihrem hohen Alter spekuliert, sinniert sie.
Die Frage nach einer Auflösung der Stiftung ist freilich nicht Gegenstand des aktuellen Verfahrens vor dem Handelsgericht. Dieses hat vielmehr zu entscheiden, ob es Meschars Antrag auf Abberufung des Stiftungsvorstand Folge leistet. Dessen Anwalt Hannes Füreder hält ein Aus für die Stiftung auch für keine gute Idee. Allein aufgrund der steuerlichen Belastung wäre dies „ein Riesenschaden für die Stiftung“, sagte er der APA. Meschars Rechtsvertreter habe zumindest bis jetzt nicht darlegen können, wie die Auflösung ohne einen solchen Schaden möglich wäre.(APA)