Enorme Defizite beim Lesen
Österreichs Schüler und Jugendliche belegen beim Lesen den drittletzten Platz innerhalb der Europäischen Union.
Brüssel –Österreichs Jugend weist eine enorme Leseschwäche auf. In einer am Donnerstag präsentierten Auswertung der PISA-Studie 2008/09 liegt Österreich bei der Lesekompetenz am drittletzten Platz innerhalb der EU-Staaten. Schlechtere Werte gibt es nur für Bulgarien und für Rumänien. EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou sprach von einer „paradoxen Situation“. Lesen und Schreiben seien in der digitalisierten Welt wichtiger und relevanter denn je, doch „hält unsere Lese- und Schreibkompetenz mit dieser Entwicklung nicht Schritt“.
Es gelte, dringend gegenzusteuern. Investitionen zur Verbesserung solcher Kompetenzen seien wirtschaftlich sinnvoll. Sie schafften konkrete Vorteile für den Einzelnen und die Gesellschaft insgesamt, die sich langfristig gesehen zu Milliardenbeträgen summierten, so Vassiliou. Die EU-Bildungsminister haben sich das gemeinsame Ziel gesetzt, den Anteil der leseschwachen 15-Jährigen bis 2020 von 20 auf 15 Prozent zu reduzieren.
In Österreich hat sich laut der Studie der Anteil der leseschwachen Jugendlichen seit 2000 deutlich erhöht. Waren es 2000 noch 19,3 Prozent mit Schwäche, so stieg dieser Anteil 2003 auf 20,7 Prozent, erhöhte sich 2006 auf 21,5 und explodierte bis 2009 auf 27,5 Prozent. Die geringste Anzahl von Jugendlichen mit Leseschwäche hat Finnland mit nur 8,1 Prozent. Finnland hat vor Jahren auf eine Gesamtschule umgestellt.
Laut einer Untersuchung des Europäischen Parlaments haben zwischen zehn und 30 Prozent der europäischen Bevölkerung zwar Lesen und Schreiben gelernt, können es aber nur unzulänglich. In Österreich sollen laut dem „Netzwerk Alphabetisierung“ 15 von 100 Erwachsenen nur unzureichend lesen, schreiben oder rechnen können.
Verlässliche statistische Daten zu Analphabetismus in Österreich liegen bisher aber nicht vor, kritisiert die Generalsekretärin der österreichischen UNESCO-Kommission, Gabriele Eschig. Am Samstag findet der Weltalphabetisierungstag statt. (TT, APA)