Gesellschaft

Flüchtlingsdrama vor türkischer Küste: 58 Tote bei Bootsunglück

Das Boot lief auf einen Felsen auf. Die meisten der Passagiere waren im Laderaum gefangen, als es sank.

Istanbul – Beim schlimmsten Flüchtlingsdrama vor der türkischen Küste seit Jahren sind am Donnerstag mindestens 58 Menschen ertrunken. Das Boot, das vor allem Syrer, Palästinenser und Iraker an Bord hatte, sei am Donnerstag südlich von Izmir auf einen Felsen aufgelaufen und gesunken, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi. Viele der Menschen an Bord seien im Laderaum gefangen gewesen, mehr als ein Dutzend Passagiere so mit dem Schiff untergegangen. Der Kapitän und ein Matrose wurden festgenommen. Die Fahrt sei von Menschenschmugglern organisiert worden, berichteten türkische Medien.

Das nur 15 Meter lange Boot soll insgesamt mehr als 100 Menschen an Bord gehabt haben, darunter viele Frauen und Kinder. Mehr als 40 Menschen überlebten das Unglück, weil sie die etwa 50 Meter bis zur Küste schwammen oder aus dem Wasser gezogen wurden. Dutzende schafften es jedoch aus eigener Kraft nicht bis an Land. Rettungskräfte suchten im Seegebiet vor Ahmetbeyli bei Izmir am Donnerstag weiter nach möglichen Überlebenden.

Die türkische Polizei vernahm am Donnerstag Überlebende des Unglücks. Diese hätten erklärt, dass Menschenschmuggler ihnen eine Passage in die Europäische Union versprochen hätten. Als Ziel der Reise sei Großbritannien angegeben worden.

Im Mittelmeer kommen immer wieder Flüchtlinge ums Leben, die in alten oder nicht seetüchtigen Booten auf dem Weg in die EU sind. Der Transport ist oftmals von Mafiabanden organisiert, die Tausende Euro für den Transport verlangen. Im vergangenen Jahr gab es vor der Küste Nordafrikas zwei große Schiffsunglücke, nach denen jeweils mehr als 200 Menschen vermisst wurden.

Von der Türkei aus nehmen viele Flüchtlinge auch den Landweg über Griechenland oder Bulgarien. Griechenland hat die Kontrollen zuletzt weiter verschärft, um illegale Einwanderung zu unterbinden. Die Türkei hat dagegen ihre Einreisebestimmungen in den vergangen Jahren gelockert. (APA/dpa)