Rollen für den Sieg und die Vernichtung
Die Rolle der Eisenbahn in der NS-Zeit wird in der Dokumentation „Verdrängte Jahre“ beleuchtet. Zu sehen am Samstag in ORF III.
Innsbruck –Mit dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland 1938 wird auch die österreichische Bahn in die deutsche Reichsbahn eingegliedert. Und so zum Teil des rollenden „Rückgrats des Nationalsozialismus“, wie es in der Dokumentation „Verdrängte Jahre – Bahn im Nationalsozialismus in Österreich 1938–1945“ heißt.
Ohne die logistischen Kapazitäten der Bahn wäre das systematische Morden des NS-Systems nicht möglich gewesen: Über die Bahn erfolgten die Massentransporte in die Konzentrationslager und damit sehr oft in den Tod, aber auch in der Kriegspropaganda „Räder müssen rollen für den Sieg“ wurde die Bahn eingesetzt.
Die „Verdrängten Jahre“ sind zutiefst dunkle Jahre der Unternehmensgeschichte, die die ÖBB, die heuer ihr 175-Jahr-Jubiläum begehen, in Zusammenarbeit mit dem ORF beleuchtet haben. Bahn-Lehrlinge besuchten Zeitzeugen und historische Mahnmäler, einer davon stellt sich in der daraus entstandenen Dokumentation von Traude Kogoj und Marcus Marschalek auch die Frage, „ob man selber Widerstand geleistet hätte, oder nicht“.
Sofort nach dem Einmarsch der Hitlertruppen wurde die Reichsbahn auch in Österreich neu organisiert: NSDAP-Mitglieder wurden angestellt, die Grußformel „Heil Hitler“ vorgeschrieben, zudem gingen „die Möglichkeiten der Bahnbediensteten in der NS-Zeit über das normale Ausmaß der Kontrolle der Fahrscheine hinaus“, sagt Oliver Rathkolb, Leiter des Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Wien, der das Projekt wissenschaftlich begleitet hat.
Der NSDAP aber nicht beizutreten, konnte schlimme Konsequenzen haben, erinnern sich ehemalige Bahnbedienstete. Von der Versetzung in Strafkompanien an der Front über Zwangsarbeit für die deutsche Reichsbahn bis zu Inhaftierung, Hinrichtung und Ermordung in den Konzentrationslagern reichten die Repressionsmaß- nahmen.
Dennoch gab es Widerstandsgruppen und Sabotageakte, von denen die Dokumentation „Verdrängte Jahre – Bahn im Nationalsozialismus in Österreich 1938–1945“ ebenfalls erzählt. Der Film ist am morgigen Samstag um 22.05 Uhr im Spartensender ORF III zu sehen. (jel)