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„Co-Working“: Gemeinsam und nicht einsam arbeiten

Ob Freiberufler, Jungunternehmer oder Home-Office-Mitarbeiter: Menschen, die keinen regulären Arbeitsplatz haben, bilden immer öfter Gemeinschaften – bald auch in Innsbruck.

Berlin, Innsbruck –Das Internet hebt Grenzen auf, in der Arbeitswelt auch die von Zeit und Raum. Es gibt aber auch eine entgegengesetzte Entwicklung: Beim Co-Working finden digitale Nomaden einen Arbeitsplatz und eine gemeinsame Umgebung mit anderen Freiberuflern, Start-ups oder Home-Office-Angestellten. Ein neues Berliner Internet-Unternehmen hat die Plattform „Deskwanted“ entwickelt, die mehr als 1000 Co-Working-Angebote in 50 Ländern präsentiert.

„Wir finden diesen Trend hochspannend“, sagt Josephine Hofmann vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart. Co-Working sei ein Gegentrend zu den Prognosen, dass sich die Arbeitswelt immer mehr virtualisieren lasse, dass man sein Büro in Gestalt des Smartphones immer dabei habe. „Co-Working kommt dem Grundbedürfnis des Menschen entgegen, in einem sozialen Miteinander zu arbeiten.“

Inzwischen haben auch große Unternehmen damit begonnen, eigene Mitarbeiter in ein Co-Working-Umfeld zu versetzen, um so einen Zugang zu der dort besonders lebendigen Kreativszene zu gewinnen, wie die Arbeitsweltforscherin Hofmann beobachtet. „Sie suchen durch die Begegnungen in solchen Räumen neue Inspiration für ihr eigenes Geschäft.“

Das Zusammenarbeiten mit anderen erhöht die Produktivität, allein indem man das Haus verlässt und andere arbeiten sieht“, sagt Joel Dullroy, australischer Gründer von Deskwanted. Dort kann man sich einen Co-Working-Arbeitsplatz auf die gleiche einfache Weise aussuchen und buchen wie den Urlaub bei einem Ferienhaus-Anbieter im Internet. Für jede Buchung nimmt Deskwanted 15 Prozent des Mietpreises. Weitere Einnahmen sollen mit der Bereitstellung von Online-Werkzeugen für die Organisation von Co-Working-Häusern fließen.

In Berlin befindet sich auch das im Dezember gegründete Wostel – der Name ist eine Kombination von Work (Arbeit) und Hostel (Herberge). Dieser Co-Working-Ort in einem früheren Ladengeschäft ist mit 25 Arbeitsplätzen auf 150 Quadratmetern relativ klein und soll auch so bleiben. „Unsere Räume sollen zu Kreativität anregen, das ist uns sehr wichtig“, sagt Mitgründerin Chuente Noufena. Auch Ebay und Nokia seien deswegen schon im Wostel gewesen. Um die Ideen der unterschiedlichen Co-Working-Projekte zusammenzuführen, organisiert Noufena gemeinsame Veranstaltungen. „Es geht uns um den familiären, freundschaftlichen Austausch.“

Dass das Arbeitsplatzkonzept nicht nur in großen Städten funktioniert, zeigte vergangenes Jahr das Innsbrucker „Co-Working-Festival“ in der Innsbrucker „Bäckerei“. An fünf Tagen probierten rund 30 Neugierige die etwas andere Art der Zusammenarbeit. „Das Projekt wurde sehr gut angenommen“, erklärt Susanne Pedarnig, die Koordinatorin des Festivals. So gut, dass das Café und Veranstaltungszentrum Co-Working in Zukunft auch regulär anbieten will: „Wir sind derzeit in der Planungsphase und haben bei uns im zweiten Stock ein Versuchs-Co-Working eingerichtet. Im Oktober wollen wir mit dem Angebot starten,“ sagt Christina Mölz, Geschäftsführerin der Bäckerei. Der gemeinsame Arbeitsraum werde dann sieben Tage die Woche geöffnet sein und den unterschiedlichsten Anforderun- gen entsprechen. (cs, dpa)