Frankreich

Nach Vierfach-Mord in Frankreich: Hinweise auf Familienstreit um Geld

Dem schockierenden Vierfach-Mord in in Ostfrankreich liegt womöglich ein Familienstreit um Geld zugrunde.

Annecy - Nach dem kaltblütigen Vierfach-Mord in Frankreich haben die Ermittler bisher nur wenige Spuren. Der erschossene Familienvater Saad al-Hilli habe womöglich Geldstreitigkeiten mit seinem Bruder gehabt, sagte der zuständige Staatsanwalt Eric Maillaud am Freitag im ostfranzösischen Annecy.

Der aus dem Irak stammende al-Hilli, seine Frau und vermutlich deren Mutter waren am Mittwochnachmittag in ihrem Auto auf einem Waldparkplatz in der Nähe von Annecy in Ostfrankreich erschossen worden. Auch ein Fahrradfahrer, der offenbar zufällig vorbeikam, wurde getötet. Alle Opfer wiesen mindestens einen Kopfschuss auf.

Nur die beiden kleinen Töchter der britischen Familie überlebten das Blutbad: Die Vierjährige blieb körperlich unverletzt, weil sie sich in dem von Kugeln durchsiebten Auto unter der Leiche ihrer Mutter versteckte, ihre siebenjährige Schwester erlitt Schädelfrakturen und liegt noch im künstlichen Koma.

Identität der Opfer weitgehend geklärt

Die Staatsanwaltschaft, die seit Freitag wegen „Mordes“ und „versuchten Mordes“ ermittelt, bestätigte am Abend die Identität der Opfer. Die Vierjährige habe ausgesagt, dass sie mit Vater, Mutter und Schwester in dem Wagen gewesen sei, sagte Maillaud. Die ältere Frau, die einen schwedischen Pass hatte, sei „vielleicht eine Großmutter, eine Tante“, das sei noch nicht endgültig geklärt.

Mit Blick auf einen möglichen Familienstreit um Geld sagte der Staatsanwalt, die Information stamme von der britischen Polizei. Laut britischer Presse ging es um eine Erbschaft. Der Staatsanwalt warnte aber vor voreiligen Schlüssen und hob hervor, dass der Bruder am Donnerstag selbst bei der Polizei erschienen sei, um nachzufragen, ob tatsächlich Saad al-Hilli getötet worden sei. Danach sei er am Freitag erneut zur Polizei gegangen und habe versichert: „Ich habe keinen Konflikt mit meinem Bruder.“

Presse: Familienvater von Geheimdienst überwacht

Bei der Aufklärung des Vierfach-Mordes kann womöglich auch der britische Geheimdienst behilflich sein. Der Familienvater sei früher vom Geheimdienst überwacht worden, meldete die britische Zeitung „Daily Mail“. Das Opfer sei 2003 während der von den USA und Großbritannien angeführten Intervention im Irak überwacht worden.

In Presseberichten wurde auch gemutmaßt, ob es eine Verbindung zum Terrornetzwerk Al-Kaida geben könnte. Der Staatsanwalt hob aber hervor, dass der Vater den Geheimdiensten in Frankreich und Großbritannien bezüglich möglicher Terrorverbindungen „völlig unbekannt“ sei.

Die Opferfamilie lebte schon seit Jahren in Großbritannien. Al-Hilli war Ingenieur und hatte eine eigene Informatik-Beratungsfirma; er arbeitete vor allem im Bereich Luft-und Raumfahrt. Die Familie, die am Rande von London in einem großzügigen Haus lebte, hatte bei Annecy Urlaub auf einem Campingplatz gemacht. (APA/AFP)