Rote Gemeinderätin mit schwarzem Carport
Die Stadt Kitzbühel kämpft regelmäßig gegen Schwarzbauten. Nun hat es mit Michaela Gerg-Leitner eine Gemeindepolitikerin erwischt.
Von Harald Angerer
Kitzbühel –Darf es auch ein bissl mehr sein – eine Frage, die sich in Kitzbühel so mancher Bauherr stellt. Öfter als der Stadt lieb, ist die Antwort Ja. Das städtische Bauamt ist regelmäßig mit Schwarzbauten konfrontiert. Meistens werden die Bauvorhaben größer als erlaubt eingereicht oder es gibt nicht genehmigte Anbauten.
Nun ist das Bauamt aber mit einem besonders delikaten Fall beschäftigt. Ausgerechnet das Bauvorhaben einer Gemeinderätin ist ins Visier der Behörde geraten. Ein angebauter Carport entspricht nicht der Genehmigung. Wind davon bekommen hat nun Gemeinderat Thomas Nothegger von der Liste Junge Unabhängige Kitzbüheler und ist empört. „Für uns ‚Junge Unabhängige Kitzbüheler‘ ist dieses Vorgehen moralisch inakzeptabel. Der Bürgermeister als oberste städtische Bauinstanz muss der Jugendreferentin die Konsequenzen nahelegen. Offensichtlich hat sich nun die Privilegienpolitik im Gemeinderat eingeschlichen“, sagt Nothegger gegenüber der Tiroler Tageszeitung.
Überrascht zeigt sich SP-Gemeinderätin Michaela Gerg-Leitner über die Vorwürfe. „Mir ist das neu. Ich habe alles bescheidgemäß gebaut. Lediglich der Carport ist auf einer Seite einen halben Meter näher an der Grundgrenze, das ist aber mit dem Nachbarn abgesprochen“, sagt Gerg-Leitner. Das Bauamt Kitzbühel hingegen bestätigt: „Der gegenständliche Carport wurde ohne erforderliche baubehördliche Bewilligungerrichtet. Die Bauwerberin ist bereits aufgefordert worden, einen konsensgemäßen Zustand umgehend herzustellen.“ Bürgermeister Klaus Winkler wollte keine Stellungnahme zu der Sache abgeben.
Für Nothegger ist es ein unhaltbarer Zustand, noch dazu in den geförderten Sonngrubgrundstücken, welche speziell für Einheimische gedacht sind. Hier ortet er ein weiteres Problem. „Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass der Verdacht illegaler Wohnsitze in den geförderten Sonngrubliegenschaften besteht. Deshalb sollte bei den öffentlich geförderten Sonngrubliegenschaften verstärkt kontrolliert werden, ob Untermieter ihren Hauptwohnsitz tatsächlich in Kitzbühel gemeldet haben“, fordert Nothegger. „Allen Vorfällen wird natürlich nachgegangen. Es dürfte sich aber nur um Einzelfälle im geringen Ausmaß handeln“, heißt es dazu aus dem Bauamt Kitzbühel. Ein illegaler Zweitwohnsitz wurde noch nicht gefunden.